Ciconiidae, Störche
Die Störche sind mit sechs Gattungen und 19 Arten in allen Kontinenten außer Antarktika verbreitet. Charakteristisch für diese Vögel sind der lange Hals, die langen Beine und der große, oft langgestreckte Schnabel. Alle Störche sind Fleischfresser, die Ernährung variiert aber je nach Art. Der in Europa bekannteste Storch ist der Weißstorch (Ciconia ciconia), andere bekannte Vertreter dieser Gruppe sind beispielsweise die Marabus (Leptoptilos) und der Nimmersatt (Mycteria ibis).
An Wasser und temporär feuchte Habitate sind Störche in sehr unterschiedlichem Maße gebunden. So sind der Nimmersatt und die Klaffschnäbel zeitlebens in Ufernähe anzutreffen, während Marabus und Abdimstörche sich oft fernab vom Wasser in der offenen Savanne aufhalten. Die meisten Arten leben jedoch zumindest in der Nähe von Sümpfen, Seen oder Flussufern.
Da der Zug der Weißstörche so berühmt ist, mag es überraschen, dass die meisten Störche keine Zugvögel sind. Sie bleiben in der Nähe ihrer Brutgebiete und ziehen außerhalb der Brutzeit relativ kleinräumig umher. Dagegen gehört der Weißstorch zu den ausgesprochenen Langstreckenziehern. Vertreter einiger nordeuropäischer Populationen legen jährlich 20.000 km zurück, um die afrikanischen Winterquartiere zu erreichen und wieder in die Brutgebiete zurückzukehren. Auch der Schwarzstorch und der Schwarzschnabelstorch brüten in der gemäßigten Zone und ziehen im Winter in tropische Regionen. Mit dem Abdimstorch ist aber auch eine tropische Art ein echter Zugvogel: Er brütet in den Steppen und Halbwüsten nördlich des Äquators und überwintert in den ost- und südafrikanischen Savannen.
Störche sind tagaktive Vögel. Nur den Waldstorch hat man auch nachts beim Fischfang beobachtet, die anderen Arten ruhen nachts. In den Tropen sind Störche besonders in den Morgen- und Abendstunden aktiv, während sich die Aktivität in den gemäßigten Breiten über den ganzen Tag verteilt. Viele Störche sind sehr anfällig für wechselhafte Wetterbedingungen. Regen und Kälte können beispielsweise den Weißstorch zur Aufgabe seiner Brut bewegen. Als Mittel gegen Wärmeverlust wird das Stehen auf einem Bein interpretiert, bei dem ein Bein am Gefieder gewärmt wird und so weniger unbefiederte Haut der Kälte ausgesetzt ist. Einen ebensolchen Zweck könnte das Stecken des Schnabels in das Halsgefieder haben. In den meisten Lebensräumen der Störche ist jedoch Hitze ein größeres Problem als Kälte. Das Ausbreiten der Flügel, das Aufrichten der Federn und Defäkieren auf die eigenen Füße sind Mittel, die gegen die Hitze eingesetzt werden.
Mehrere Storcharten brüten in Kolonien, die bis zu einige tausend Individuen umfassen können. Das gilt vor allem für die Klaffschnäbel, die Nimmersatte, die Marabus und den Abdimstorch. Auch der Weißstorch und einige weitere Arten der Gattung Ciconia brüten oft in losen Kolonien, in denen die Nachbarn aber einander weitgehend ignorieren. Manchmal kommen gemischte Kolonien vor, in denen Störche vergesellschaftet mit Pelikanen, Ibissen, Reihern oder anderen Storcharten brüten. Neben diesen Koloniebrütern gibt es unter den Störchen auch strikte Einzelgänger, zum Beispiel den Schwarzstorch und den Sattelstorch.
Die potenzielle Lebenserwartung von Störchen beträgt über zwanzig Jahre. Ein beringter Weißstorch wurde nachweislich 33 Jahre alt. In Gefangenschaft können Störche noch älter werden; der Rekord liegt hier bei 48 Jahren.
Seite „Störche“. In: Wikipedia, Die freie Enzyklopädie. Bearbeitungsstand: 20. April 2020, 19:42 UTC. URL: https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=St%C3%B6rche&oldid=199103273 (Abgerufen: 6. Mai 2020, 15:50 UTC)