Zygentoma | Fischchen


Die Fischchen (Zygentoma) umfassen etwa 470 beschriebene Arten von denen sechs in Mitteleuropa beheimatet sind. Die meisten Arten werden sieben bis fünfzehn Millimeter lang, die auf den Galápagos-Inseln verbreitete Art Stylifera galapagoensis erreicht eine Gesamtlänge von etwa 20 Millimetern (ohne Schwanzanhänge). Die in südportugiesischen Höhlen lebende Squamatinia algharbica erreicht etwa 30 Millimeter, mit Fühlern am Kopf und Leibesende etwa 10 Zentimeter. Diese Art ist das „größte unter der Erde lebende Insekt Europas“.

Fischchen sind bodenlebende, nachtaktive Insekten der Tropen und Subtropen. In Mitteleuropa kommt nur eine einzige Art frei lebend vor, das Ameisenfischchen (Atelura formicaria), welches in Nestern verschiedener Ameisenarten lebt. Eine Reihe weiterer Arten leben in Häusern (synanthrop), diese sind heute weltweit verschleppt. Die wichtigsten synanthropen Arten weltweit sind das Silberfischchen (Lepisma saccharina) sowie das häufig in warmen Räumen wie Bäckereien lebende Ofenfischchen (Thermobia domestica). Seit einiger Zeit wird auch das Kammfischchen (Ctenolepisma lineata) vor allem in Süddeutschland beobachtet. Erstmals 2007 wurde in Norddeutschland das Papierfischchen (Ctenolepisma longicaudata) nachgewiesen. Im Jahr 2017 wurde das bis dahin nur in den Tropen beheimatete Geisterfischchen (Ctenolepisma calva) in Chemnitz entdeckt.

Die Tiere ernähren sich recht unspezialisiert von organischen Stoffen, meist abgestorbenen Pflanzenresten (saprophag), viele Nicoletiidae sind Pflanzenfresser (phytophag), die drei Vertreter der sehr seltenen Familie Maindromiidae sind vermutlich Prädatoren (Räuber). Die Familie der Nicoletiidae lebt im Boden oder in der Streu, einige Arten in Höhlen und unterirdischen Hohlräumen. Fast alle Vertreter der Ateluridae und außerdem etliche Lepismatidae sind spezialisierte Bewohner von Ameisen- und Termitennestern. Sie werden von den Wirten dort als Gast geduldet, weil sie den jeweiligen Nestgeruch annehmen, und ernähren sich als Kommensalen von Nahrungs- und Beuteresten, gelegentlich auch von Körperflüssigkeiten. Die übrigen Arten leben überwiegend an der Bodenoberfläche. Die spezielle Biologie der meisten Arten ist kaum bekannt. Bei einigen, unter anderem dem Ofenfischchen, wurde die Verdauung von Zellulose mittels eines körpereigenen Enzyms (also nicht durch symbiotische Mikroorganismen ermöglicht) nachgewiesen. Besser erforscht ist vor allem die Lebensweise der synanthropen Arten, die gelegentlich als Schädlinge auftreten können, obwohl der verursachte Schaden in den meisten Fällen eher gering ist.

Fischchen leben überwiegend in relativ feuchter Umgebung. Einige sind aber an trockene Lebensräume angepasst, darunter auch die synanthropen Arten, die mit der reduzierten Luftfeuchte beheizter Wohnungen zurechtkommen müssen. Silberfischchen können Trockenheit bis zu einer relativen Luftfeuchte von 75 % tolerieren, Ofenfischchen sogar bis zu 50 %. Die Fähigkeit, Wasserdampf oder ggf. Kontaktwasser aus der Umgebung aufzunehmen, hilft den Tieren, in trockener Umgebung zu überleben. Organ der Feuchtigkeitsaufnahme ist dabei der Enddarm.

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