Rhyacophilidae
Mit etwa 13.000 bekannten Arten sind die Köcherfliegen die größte primär aquatische Insektenordnung. In Mitteleuropa leben knapp 400 Arten. Aus Europa sind insgesamt 1.211 Arten und Unterarten belegt. Die Familie Rhyacophilidae enthält nur eine Gattung (Rhyacophila) mit 101 Arten, die meist räuberisch leben.
Die meisten erwachsenen Köcherfliegen sind dämmerungs- und nachtaktiv. Bei tagaktiven Arten bilden die Männchen oft Paarungsschwärme, die Kopulation der Geschlechtspartner findet anschließend in der Vegetation statt. Die befruchteten Eier werden dann bei den Limnephiloidea als Gallertpakete ins Wasser gegeben (manchmal im Flug), bei den Rhyacophiloidea und den Hydropsychoidea mit einer Kittsubstanz an Pflanzen, Steinen oder anderen Substratelementen angeklebt.
Aus dem Ei schlüpft eine Eilarve, die sich anschließend bis zum Puppenstadium fünfmal häutet (5 Larvenstadien). Namensgebend sind die Wohnröhren der Larven, die als Köcher bezeichnet werden. Diese werden aus einem Sekret gebaut, das die Larven aus den Labialdrüsen am Kopf abgeben und mit dem sie ein Gespinst bilden; es entspricht der Kokon-Seide der Schmetterlingsraupen. Die meisten Köcher bestehen aus Substratelementen wie Steinchen oder Schilfstückchen, die mit Hilfe des Spinnsekrets zu einer Röhre verklebt werden. Beim Wachstum der Larven wird am Vorderende neues Material angefügt. Das Hinterende wird bei vielen Arten beim Wachstum abgebissen. Die Form des Köchers kann für eine Familie oder Art hoch charakteristisch sein. Allerdings gibt es auch eine ganze Reihe von Familien, die keine Köcher bauen (Rhyacophilidae, Hydropsychidae, Psychomyiidae und andere).
Die Verpuppung erfolgt im Köcher oder bei den nicht köcherbauenden Arten in speziellen Puppenhüllen, meist an Steinen angeheftet. Das Puppenstadium besitzt große, bewegliche Mandibeln, die dazu dienen, den Köcher oder Puppenkokon vor dem Schlupf aufzuschneiden. Das geflügelte Insekt schlüpft am Ufer, an Steinen oder Pflanzen festgekrallt meistens nachts.
Die Larven der Köcherfliegen leben aquatisch, mit wenigen Ausnahmen. Die weitaus meisten sind Bewohner der Fließgewässer, wo sie zu den wichtigsten und artenreichsten Bewohnern des Makrozoobenthos gehören, in Bächen sind sie in der Regel zusammen mit oder knapp nach den Zweiflüglern die individuen- und artenreichsten Besiedler. Die Artenzahl in einem (nicht abwasserbelasteten) Bach beträgt bei strukturarmen Tieflandsbächen etwa zehn, sie kann in Gebirgsbächen fünfzig Arten schon in einer kurzen Gewässerstrecke übersteigen. Die einzelnen Arten sind meist auf bestimmte Gewässerabschnitte spezialisiert, wobei von Quellen und Quellbächen (Krenal) über Bäche (Rhithral) bis zu Flüssen (Potamal) alle Abschnitte artenreich besiedelt sind. Besonders artenreich sind mittelgroße Bachabschnitte und kleine Flüsse.
Viele Köcherfliegenlarven sind Indikatoren der saprobiellen Wasserqualität, die meisten Arten kommen nur in Gewässern mit guter bis sehr guter Wasserqualität vor. Andere Arten kommen aber regelmäßig bis in den kritisch belasteten Bereich (Güteklasse II-III) vor. Eine Reihe von anderen Arten lebt ausschließlich oder vorzugsweise in stehenden Gewässern (z. B. Phryganeidae).
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