Calopterygidae, Prachtlibellen


Die Prachtlibellen gehören in Europa zu den größten Vertretern der Kleinlibellen. Sie sind vor allem Bewohner von langsam fließenden Flüssen und Bächen, in denen sich auch die Larven der Tiere entwickeln. Die Ruheplätze liegen meist in direkter Nähe des Wassers, die Tiere sind wenig flugaktiv. Wie alle Libellen ernähren sie sich von Fluginsekten, wobei sie keine besondere Spezialisierung aufweisen.

Die Larven der Prachtlibellen leben zwischen Wasserpflanzen in Fließgewässern. Alle Prachtlibellenlarven benötigen für ihre Entwicklung relativ unverschmutztes Wasser. Wie alle Kleinlibellenlarven haben auch die Larven der Prachtlibellen drei blattförmige Tracheenkiemen am Hinterleib, die sich durch Umbildung aus den Cerci und dem Terminalfilum entwickelt haben.

Die Larven leben räuberisch und ernähren sich relativ unspezifisch von kleineren Krebstieren, etwa den Flohkrebsen (Gammaridae) und anderen Insektenlarven (Zuckmücken, Eintagsfliegen u. a.). Die Beute wird dabei vor allem optisch oder durch die Registrierung von Wasserbewegungen wahrgenommen. Die Larven drehen sich in die Richtung ihrer Beute und bewegen sich langsam auf diese zu. Ergriffen wird die Beute durch die zu einer Fangmaske umgestaltete Unterlippe, dem Labium. Nach dem Fressen der Beute wird die Fangmaske mit den Unterschenkeln der Vorderbeine (Tibien) gereinigt.

Die Larvalentwicklung der Prachtlibellen dauert in Mitteleuropa etwa zwei Jahre, kann bei optimalen Bedingungen jedoch auch auf ein Jahr verkürzt sein. Die letzte Häutung zur Imago erfolgt außerhalb des Wassers an Wasserpflanzen etwa 10 bis 40 Zentimeter über dem Wasserspiegel.

Etwa zwei bis zehn Tagen nach dem Schlupf aus der Larvenhülle (Exuvie) besetzt das Männchen der Prachtlibellen ein Revier für einige Tage, welches es gegen Männchen derselben Art auch verteidigt. Es markiert das Revier durch regelmäßige Patrouillenflüge und setzt sich mit gespreizten Flügeln an exponierte Stellen des Reviers. 

Zur Paarungszeit fliegen die paarungsbereiten Weibchen entlang der Gewässer. Die Männchen erkennen die Weibchen wahrscheinlich an optischen Merkmalen und reagieren durch ihr Erscheinen im Revier mit Flügelspreizen. Eine Paarung erfolgt, wenn das Weibchen auf die Annäherung des Männchens nicht mit einer Flucht reagiert. In diesem Fall landet das Männchen auf den Flügeln des Weibchens und läuft auf diesen bis zum Thorax des Weibchens. Dort krümmt es den Hinterleib nach vorn und greift mit den am Hinterleibsende ausgebildeten Zangen in spezielle Grübchen des Prothorax des Weibchens. Darauf folgt ein kurzer Tandemflug der beiden Tiere und eine erneute Landung, wobei nur das Männchen sitzt. Dieses stößt den Kopf des Weibchens mehrmals gegen sein Kopulationsorgan im zweiten Hinterleibssegment, während es den Hinterleib weit nach vorn biegt. Danach füllt es das Kopulationsorgan mit Sperma aus der Geschlechtsöffnung im neunten Hinterleibssegment und streckt den Hinterleib aus. Durch ziehende Bewegungen wird das Weibchen veranlasst, nun seinen Hinterleib umzuschlagen und so das zur Kopulation notwendige Paarungsrad zu bilden. Die Kopulation selbst dauert etwa 90 Sekunden, danach lösen sich die Tiere. 

Die Eiablage erfolgt direkt im Anschluss durch Einstechen der Eier in untergetauchte Wasserpflanzen, dabei kann es auch vorkommen, dass das Libellenweibchen selbst untertaucht. Während der Eiablage sitzt das Männchen in der Nähe und bewacht das Weibchen. Die Imagines haben eine durchschnittliche Lebensdauer von etwa 30 Tagen.

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