Myrmeleontidae, Ameisenjungfern


Ameisenjungfern sind über alle Kontinente (außer Antarktis) verbreitet, konzentrieren sich aber auf die Wüsten- und Halbwüstengebiete in Afrika und Asien, teilweise auch Südamerika und Asien. Bevorzugte Lebensräume zeichnen sich meistens durch extreme Trockenheit, oft auch weitgehendes Fehlen der Vegetation aus. Manche Arten leben auch in Wäldern, bevorzugen aber auch hier lichte, trockene Wälder. Die in Mitteleuropa heimischen Arten der Ameisenjungfern zählen durchweg zu den seltenen Arten. Nur zwei Arten werden regelmäßig in geeigneten Biotopen angetroffen, aber auch diese sind oft durch Zerstörung ihrer Lebensräume betroffen.

Das Verhalten der trichterbauenden Larven ist zweifellos das bekannteste und am besten erforschte Phänomen, was die Lebensweise der Ameisenjungfern angeht. Ganz im Gegensatz dazu ist die Lebensweise der erwachsenen Tiere wie auch der Larven, die keine Trichter bauen, nur unzureichend bekannt.

Die erwachsenen Tiere der meisten Arten sind nachtaktiv, einige, oft bunt gefärbte Arten in den baumfreien Zonen aber auch tagaktiv, z. B. die Gattungen Palpares in Afrika oder Periclystus in Australien. Tagsüber sitzen die meisten Arten verborgen in der Vegetation, meistens flach an senkrecht stehenden Grashalmen. Die Nachtaktivität setzt in der Dämmerung ein und erreicht vor Mitternacht ihr Maximum. Die Aktivitäten bestehen einerseits aus längeren Suchflügen, andererseits aus stationären Nahrungs- oder Paarungsflügen.

Die Nahrung der Ameisenjungfern besteht hauptsächlich aus Insekten. Während der nächtlichen Flüge konnten die Tiere beim Fang von Kleinschmetterlingen beobachtet werden, die sie mit den Vorderbeinen festhalten, sich auf der nächstliegenden Pflanze niederlassen um ihre Beute zu zerkauen, wobei die Flügel übrig bleiben. Manchmal nehmen sie auch aus Blüten Nektar und Pollen auf, manche Arten scheinen sich ausschließlich von Blütenpollen zu ernähren. Die langen Sporne an den Tibien mancher Arten werden als Hilfsorgane zum Beuteerwerb gesehen, die spornlosen Arten gelten deswegen hauptsächlich als Blattlausfresser. Größere Arten wie etwa Vertreter der Gattung Acanthaclisis sind dagegen aggressive Jäger.

Über die Paarung der Ameisenjungfern ist bisher nicht sehr viel bekannt, die Beobachtungen sind nur lückenhaft. Man geht davon aus, dass bei der Geschlechterfindung Pheromone eine wesentliche Rolle spielen. Bei vielen Arten besitzen die Männchen spezielle Organe, die der Verbreitung von Duftstoffen dienen. Seit der intensiven Erforschungsgeschichte der Ameisenjungfern blieb die Paarung lange Zeit unbeobachtet, da sie in der Dunkelheit stattfindet. Erst 1991 beobachteten die beiden Naturfilmer Klaus Weißmann und Rolf Sziringer dieses Verhalten erstmalig. Bei der Balz tänzelten die Männchen der Art Myrmecaelurus trigrammus zunächst mit ihren ausgestülpten, pinselartigen Duftorganen über den Gräsern, während die Weibchen verborgen an Grashalmen saßen, dann aber plötzlich aufflogen und sich ein Männchen aus dem Pulk griffen. Da die Paarung bei fast vollständiger Dunkelheit stattfand, hatten die von den Männchen ausgestülpten pinselartigen Organe am Hinterleib offenbar zwei Funktionen: sie dienten sowohl der olfaktorischen Wahrnehmung als auch als Greifhilfe für das Weibchen. Die Verklammerung fand im Flug in einer Höhe von bis zu zwei Metern statt. Erst danach ruhte das Pärchen für kurze Zeit an einem Grashalm oder Ast. Die Paarung dauerte bei dieser Art höchstens zwischen ein und zwei Minuten.

Für die Eiablage schaufelt das Weibchen mit dem Hinterleib ein bis zu drei Zentimeter tiefes Loch. In die Kuhle wurden bis zu 11 Eier abgelegt. Anschließend wird der Eiablageplatz wieder mit Sand und Halmen verdeckt. Von der einheimischen Art Euroleon nostras ist bekannt, dass sie zwischen Abenddämmerung und Mitternacht die Eier einzeln oder in kleinen Gruppen mit gebogenem Hinterleib in die oberen Sandschichten von geeigneten Biotopen ablegt.

Nur etwa 10 % aller Arten bauen als Larven die bekannten Fangtrichter ("Ameisenlöwen"), dazu gehören alle etwa 100 Arten des Tribus Myrmeleontini. Die Larven dieser Gruppe können sich nur rückwärts gehend fortbewegen und sind damit auf den Trichterbau zum Beutefang praktisch angewiesen. Andere trichterbauende Arten unter den Mymecaelurini und Isoleonini besitzen diese Einschränkung nicht und können daher alternativ auch einem „normalen“ Beutefang nachgehen.

Die mitteleuropäischen Arten haben meistens einen zweijährigen Lebenszyklus, einen einjährigen gibt es bei Myrmeleon inconspicuus, einen dreijährigen bei Myrmeleon bore. Bei tropischen Arten gibt es keine Bindung an den jahreszeitlichen Rhythmus. Die Lebensdauer der erwachsenen Insekten wird unterschiedlich eingeschätzt, dürfte aber meistens zwischen zwei und vier Wochen liegen. Die Flugzeiten liegen bei den mitteleuropäischen Arten in den Sommermonaten, eine der frühesten Arten ist Myrmeleon formicarius mit dem Aktivitätsmaximum im Juni, eine der spätesten Euroleon nostras, die vorwiegend im August fliegt. Manche Arten zeigen eine Proterandrie, d. h., dass die Männchen einige Tage früher als die Weibchen erscheinen.

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