Zygaenidae, Widderchen
Sie kommen weltweit mit mehr als 1.000 Arten vor, ihr Hauptverbreitungsgebiet sind die Tropen und Subtropen Asiens und die Paläarktis. Die Familie ist in ganz Europa mit 67 Arten vertreten, von denen in Mitteleuropa 31 Arten vorkommen.
Obwohl die Widderchen zu den Nachtfaltern gezählt werden, sind fast alle Arten am Tag aktiv, nur sehr wenige Arten fliegen nachts und lassen sich durch künstliches Licht anlocken. Ihr Flug ist je nach bewohntem Klimabereich unterschiedlich. Die meisten in der Paläarktis lebenden Arten haben einen langsamen, trägen Flug, tropische Arten und dort vor allem die Chalcosiinae fliegen sehr schnell und legen kaum Pausen ein.
Die Falter fliegen in Mitteleuropa im Hochsommer. Sie sitzen am späten Nachmittag, oft in größeren Gruppen, bevorzugt auf violetten Blüten, die die anderen Pflanzen überragen, und saugen Nektar. Sie leben sowohl auf trockenem Magerrasen, wo sie Witwenblumen (Knautia spec.), Tauben-Skabiosen (Scabiosa columbaria) und Disteln (Carduus spec. und Cirsium spec.) bevorzugen, als auch im nassen Grünland und an feuchten Waldlichtungen, wo sie gerne auf Kratzdisteln (Cirsium spec.) sitzen. Allerdings sind sie nicht wählerisch und besuchen bei Fehlen der bevorzugten Pflanzen auch andere.
Die Eier der Widderchen sind oval und leicht abgeflacht. Die Weibchen legen ihre Eier einzeln, in Reihen, Spiegeln oder in Gelegen übereinander ab. Manche Arten überziehen die Eier mit Haaren, wie z. B. mehrere australische Procridinae-Arten, die am Hinterleib dafür eigene Büschel aus Brennhaaren haben.
Die Raupen fressen in der Regel frei auf den Pflanzen sitzend, es gibt aber auch einige Arten, deren Raupen in Ästen bohren oder in Blättern minieren. Die Raupen fressen in Europa vor allem an Schmetterlingsblütlern (Faboideae), Doldengewächsen (Apiaceae) und Rosengewächsen (Rosaceae). Die Verpuppung erfolgt meist am Boden in einem zarten, seidenen oder pergamentartigen Kokon, bei manchen Arten findet man letztere auch auf Ästen und Stämmen. Es gibt aber auch Arten, die sich auf oder unter Felsen oder innerhalb der Pflanzen verpuppen.
Die Arten der Procridinae, Chalcosiinae und Zygaeninae sind giftig und deswegen für Fressfeinde ungenießbar. Sie enthalten cyanogene Glycoside (Linamarin und Lotaustralin), die zwar auch in mehreren Futterpflanzen der Raupen enthalten sind, aber von den Tieren aus den Aminosäuren Valin und Isoleucin biosynthetisiert werden. Darüber hinaus können alle diese Arten Blausäure (Cyanwasserstoff) durch enzymatische Spaltung der beiden cyanogenen Glycoside freisetzen. Gleichzeitig können sie Blausäure durch das Enzym β-Cyanoalanin-Synthetase abbauen und unschädlich machen.
Da die Tiere sehr standorttreu und auch leicht nachzuweisen sind, eignen sie sich hervorragend als Bioindikatoren für den Naturschutz.
Der Bestand an Widderchen nimmt insgesamt ab, da durch die Stickstoffdüngung und die intensivierte Nutzung der Wiesen durch die Landwirtschaft immer mehr Raupennährpflanzen verschwinden. Auch durch Trockenlegung feuchter Wiesen und durch den Verlust weiterer Biotopen wie Hecken und Magerrasen wird ihr Lebensraum immer weiter eingeschränkt. Aus diesen Gründen sind nahezu alle Widderchen in Mitteleuropa gefährdet oder stark gefährdet.
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