Tiphiidae, Rollwespen


Die Rollwespen (Tiphiidae) sind eine Familie der Vespoidea, der weiteren Verwandtschaft der Faltenwespen und Ameisen, innerhalb der Hautflügler. Weltweit sind etwa 1.500 Arten beschrieben, von denen 6 in Mitteleuropa vorkommen. Der deutsche Name rührt daher, dass die Fühler der Weibchen sich nach dem Tod einrollen, ein Merkmal, das allerdings auch für die Wegwespen zutrifft; trotz der sehr ähnlichen deutschen Namen sind die Rollwespen nicht mit den Blattrollwespen (Blennocampinae aus der Familie der Echten Blattwespen) verwandt.

Die Larven der Rollwespen leben als Parasitoide an Käferlarven, meist Larven von Blatthornkäfern (Engerlinge), die Arten der Unterfamilie Methochinae bei Sandlaufkäfern, einige Arten (Myzinum andrei, Poecilotiphia rousselii) bei Schwarzkäferlarven. Die Rollwespenweibchen graben in der Erde nach den bodenbewohnenden Käferlarven, die mit mehreren Stichen gelähmt werden, bevor ein Ei am Wirt abgelegt wird. Die Larve durchläuft fünf Stadien, in denen sie den Wirt aussaugt und schließlich tötet und leerfrisst, danach verspinnt sie sich in einen Kokon. Bei der gut untersuchten, nach Nordamerika eingeführten Tiphia popilliavora wurde folgendes Verhalten beobachtet: Das Weibchen gräbt im Boden, bis eine Scarabaeidenlarve aufgespürt ist, es bevorzugt das dritte (letzte) Larvenstadium, nimmt aber ggf. auch das zweite an. Sie klettert auf die Käferlarve und sticht sie wiederholt von unten in den Thorax, bis sie paralysiert ist; die Käferlarve erlangt nach 20 bis 40 Minuten ihre Bewegungsfähigkeit zurück. Nachdem sie den Bereich einige Minuten mit den Mandibeln durchgeknetet und das Integument aufgerissen hat, klebt sie ein Ei zwischen dem fünften und sechsten Abdominalsegment der Larve an. Anschließend fügt sie der Larve oft eine weitere Wunde zu, um für sich selbst Hämolymphe aufzunehmen. Nach 5 bis 6 Tagen schlüpft die Larve, die zunächst nur das Vorderende aus der Eihülle vorstreckt. Sie saugt anschließend vor jeder Häutung etwas Hämolymphe an der Käferlarve. Erst das letzte Larvenstadium beginnt dann, die Käferlarve zu töten und komplett, mit Ausnahme der Kopfkapsel und der Beine, zu fressen. Nach 18 bis 30 Tagen spinnt die Larve neben den Resten ihres Wirts einen Kokon und überwintert darin. Sie verpuppt sich und schlüpft erst im folgenden Jahr aus.

Die einheimischen Arten haben meist einen einjährigen Generationszyklus. Die erwachsenen Tiere der flugfähigen Arten oder Geschlechter ernähren sich von Honigtau und Blütennektar. Sie sind verbreitet auf offenen Scheiben-Blumen, vor allem von Doldenblütlern, zu beobachten.

Da Rollwespen überwiegend Parasitoide von Scarabaeidenlarven (Engerlingen) sind, die selbst als Schädlinge gelten, gelten sie selbst als Nützlinge. Ein Einsatz oder eine Zucht in der biologischen Schädlingsbekämpfung sind aber bisher nicht erfolgt. Eine Reihe von Arten wurden künstlich in Nordamerika angesiedelt, um den dort eingeschleppten Japankäfer zu bekämpfen. Obwohl einige Arten heute eingebürgert und durchaus nicht selten sind, war der ökonomische Erfolg dieser Maßnahme gering.

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