Pyrrhocoridae, Feuerwanzen
Vertreter der Familie sind in allen großen zoogeographischen Regionen verbreitet, haben ihren Verbreitungsschwerpunkt jedoch in den Tropen und Subtropen. Nur wenige Arten kommen auch in den gemäßigten Breiten der Holarktis vor. In Europa sind fünf Arten vertreten, von denen in Mitteleuropa zwei vorkommen. Der deutsche Name „Feuerwanzen“ resultiert aus der rot-schwarzen Warntracht der häufigsten mitteleuropäischen Art der Familie, der Gemeinen Feuerwanze (Pyrrhocoris apterus).
Die meisten Arten, deren Lebensweise bekannt ist, ernähren sich von den Samen und Früchten von Malvengewächsen (Malvaceae). Die Dysdercus-Arten der Neotropis saugen an den Samen und Früchten von Wollbaumgewächsen (Bombacaceae). Zwar gibt es einige Arten, deren adulte Tiere versteckt auf Bäumen leben, die meisten Arten leben jedoch an niedrigen Pflanzen. Manche Arten der Alten Welt leben in der Bodenstreu und saugen dort vermutlich an reifen, zu Boden gefallenen Samen. Bei den Feuerwanzen wurde auch räuberische Nahrungsaufnahme dokumentiert. Vermutlich entwickelte sich außerdem Kannibalismus sekundär aus der ursprünglich phytophagen Lebensweise. Dindymus sanguineus gehört zu jenen Arten, von denen bekannt ist, dass sie sich auch räuberisch von anderen Insekten ernähren.
Aus Westafrika sind eine Reihe von Arten bekannt, die in großen Kolonien leben und eine komplexe Lebensweise haben. Diese Kolonien bestehen häufig aus mehr als einer Art und werden außerdem von Raubwanzen (Reduviidae) der Gattung Phonoctonus besiedelt, die sich in ihrem Aussehen an die jeweilige Feuerwanzenart der Gattung Dysdercus der Kolonien angepasst haben. Bei den meisten kolonienbildenden Dysdercus-Arten resorbieren die begatteten Weibchen ihre Flugmuskeln nach dem Migrationsflug und dem Beginn der Eientwicklung, sodass sie dann nicht mehr die Wirtspflanze wechseln können. Weibchen leben deutlich kürzer als Männchen, was vermutlich mit der starken Überanstrengung bei der großen Eiproduktion zusammenhängt. Dies resultiert wohl auch in der großen sexuellen Aktivität, bei der man die Feuerwanzen beobachten kann.
Dysdercus-Arten gelten in der Landwirtschaft als bedeutende Schädlinge, insbesondere bei Baumwolle. Die Schäden entstehen nicht nur direkt durch das Saugen an den Samenkapseln, sondern auch indirekt durch die Übertragung von Pilzen und Bakterien beim Saugen, die die Kapseln zum Absterben bringen. Darüber hinaus gilt Dindymus versicolor als Schädling mit geringer Bedeutung in Obstplantagen.
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