Cimicidae, Plattwanzen


Die Plattwanzen, auch als Bettwanzen bezeichnet, sind eine Familie der Wanzen. Alle Plattwanzen leben ektoparasitisch auf Säugetieren und Vögeln, deren Blut sie saugen. Die Larven und die erwachsenen Tiere halten sich in der Regel nur zur Nahrungsaufnahme am Wirt auf. In der Wanzenfauna Europas sind sie die einzigen Ektoparasiten. Die Familie umfasst etwa 110 Arten in 24 Gattungen und 6 Unterfamilien (Afrocimicinae, Cacodminae, Cimicinae, Haematosiphoninae, Latrocimicinae und Primicimicinae). Sie ist weltweit verbreitet. In Europa kommen 7 Arten vor.

Etwa zwei Drittel der Plattwanzenarten parasitieren an Fledermäusen. Diese gelten auch als die ursprünglichen Wirte. Die übrigen sind fast ausschließlich Parasiten von Vögeln. Eine Reihe normalerweise fledermausgebundener Arten kann den Menschen als Ersatz- oder Ausweichwirt nutzen. Spezialisiert an den Menschen gebundene Populationen sind von nur drei Arten bekannt. 

Plattwanzen benötigen gleichmäßiges, ausgeglichenes Mikroklima und regelmäßigen Zugang zu ihren Wirten, um regelmäßig Blut zu saugen, sie kommen deshalb normalerweise nur in den Lagern, Nestern oder Quartieren ihrer Wirte vor. Sie kommen dabei überwiegend an Wirtsarten vor, die soziale Verbände wie große Wochenstuben oder Brutkolonien ausbilden. So können sie leicht von einem Wirt zum nächsten überwechseln. Sie suchen ihren Wirt dabei nur zur Blutmahlzeit auf und verlassen ihn unmittelbar anschließend wieder, um sich zu verstecken. Selten, aber regelmäßig bleiben einzelne Tiere (meist Weibchen mit befruchteten Eiern) auf ausfliegenden Wirten sitzen und werden beim Umherfliegen mitgetragen; diese dienen als Ausbreitungsstadien. Die Tiere sind in der Regel in der Schlaf- oder Ruhephase ihres Wirts aktiv. Sie werden im Versteck abseits des Wirts durch einen Geruchsstoff, ein Aggregations-Pheromon, gegenseitig angelockt und zusammengehalten. Die Störung eines Tieres bewirkt die Abgabe eines Duftsekretes aus den für Wanzen charakteristischen Duftdrüsen. Das Sekret hat neben einer Abwehr- auch eine Alarmfunktion und bewirkt die mehr oder weniger schnelle Flucht der anderen Tiere.

Die Paarung der Plattwanzen erfolgt in außergewöhnlicher Weise. Ein Werbeverhalten wurde bislang nicht beobachtet. Das Weibchen wird gewissermaßen vom Männchen überfallen. Es kriecht von rechts hinten an das Weibchen heran und begattet es sofort. Männchen begatten auch bereits vorher besamte Weibchen, reduzieren dabei aber die Spermienmenge. Die Weibchen der Plattwanzen verfügen auf der Bauchseite unter der Haut über ein spezielles Organ ohne Öffnung nach außen, das Spermalege genannt wird. Es dient allein der Aufnahme der Spermien während der Begattung und nicht als Geschlechtsöffnung. Dieses taschenförmige, von außen als kleine Schwellung sichtbare Organ liegt zwischen dem 4. und 5. Sternit. Die Männchen – in der Regel zielgeführt durch dieses weibliche Organ – führen über ein nadelförmiges Kopulationsorgan (eine der Parameren des Aedeagus) nach Durchstechen der Haut an dieser Stelle die Spermien in die Tasche ein. Ein derartiger Begattungsablauf, der gelegentlich auch mit einem Durchstechen der Kutikula an beliebiger Stelle des Abdomens verbunden ist, wird als „traumatische Insemination“ bezeichnet und kommt außerdem in ähnlicher Form bei den Sichelwanzen (Nabidae) und bei den Blumenwanzen (Anthocoridae) vor. Der Begattungsvorgang reduziert, als Verletzung, die Lebensdauer des begatteten Weibchens erheblich, um etwa 30 bis 50 Prozent, selbst direkte Todesfälle kommen vor, vor allem bei Mehrfachbegattungen.

Die Spermien gelangen dann über die Hämolymphe der Leibeshöhle zunächst in die Receptaculum seminis, welche sich nahe der Ovarien befinden und befruchten schließlich die Eier. Durch eine Geschlechtsöffnung, die allein für die Eiablage benutzt wird, werden diese später gelegt und enthalten bei der Ablage bereits mehr oder weniger weit entwickelte Embryonen. Die aus den Eiern schlüpfenden Larven sind hemimetabol und durchlaufen durch Häutungen getrennte fünf Larvenstadien.

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