Limax maximus Linnaeus, 1758

Tigerschnegel, Großer Schnegel, Große Egelschnecke, Tigernacktschnecke

Limacidae, Schnegel | Gastropoda-Schnecken-Land




Beschreibung

Die Art war vermutlich ursprünglich in Süd- und Westeuropa beheimatet. Sie hat sich aber inzwischen in ganz Mitteleuropa – hauptsächlich wohl durch anthropogene Verschleppung – verbreitet und tritt mittlerweile auch in anderen Regionen der Welt als Neozoon auf. In Deutschland kommt sie in Auen, Gärten und Parks vor, ist aber auch in feuchten Kellern zu finden. 

Die Tiere sind nachtaktiv und verstecken sich tagsüber, können aber – vor allem nach Regen – auch tagsüber gesichtet werden. Als Versteck dienen ihnen Steinhaufen aus etwas gröberen Kieselsteinen. Denn dort ist es feucht und kühl und sie sind vor ihren Fressfeinden (Spitzmaus, Igel usw.) sicher. Sie siedeln auch in Komposthaufen und unter Holzstapeln. Sie ernähren sich von Pilzen, welken und abgestorbenen, selten auch frischen Pflanzenteilen sowie von Aas und räuberisch von anderen Nacktschnecken. Der Tigerschnegel kann dabei Exemplare überwältigen, die ebenso groß sind wie er selbst. Weil Schnegel, unabhängig von ihrer Größe, die Eier anderer Schnecken und deren Nachkommen fressen, sind sie vor allem in Gemüsegärten als Nützlinge und nicht als Schädlinge anzusehen. Der Tigerschnegel tritt in Mitteleuropa nie in Populationsgrößen auf, die Kulturpflanzen spürbar schädigen.

Tigerschnegel sind nach etwa 1½ bis 1¾ Jahren geschlechtsreif. Die Kopulation beginnt damit, dass ein Tier die Schleimspur eines anderen Exemplars aufnimmt. Hat das herannahende Tier das andere erreicht, beginnt eine mitunter stundenlange Verfolgung, die damit endet, dass das verfolgte Individuum an einem für die Kopulation geeigneten Platz – fast immer eine senkrechte Fläche – nach rechts einbiegt und mit dem verfolgenden Tier einen ziemlich regelmäßigen Kreis bildet. Die Tiere bewegen sich unter gegenseitigem Belecken der Schwanzspitze zunächst weiter im Kreis. Dabei wird viel Schleim abgesondert, der einen runden Fleck auf dem Untergrund bildet. Die Tiere verkürzen sich und werden dicker. Dabei ist der Vorderkörper spindelförmig angeschwollen. Die Vorderkörper biegen sich nach rechts und nach links. Am Ende dieses Teils des Vorspiels wird der Kreis enger, die Tiere legen jeweils den Kopf auf den Rücken des Partners. Zwar klafft die Genitalöffnung bereits, von den Genitalien selber ist jedoch noch nichts zu sehen. Danach beginnen sich die beiden Partner stürmisch zu umschlingen. Sie schlagen heftig mit den Vorderkörpern umher, belecken oder benagen sich gegenseitig und spreizen die Mantelschilde. Während dieser heftigen Bewegungen scheiden die Tiere mit ihrer Schleimdrüse jeweils einen 1½ mm dicken, rötlich-gelben Schleimfaden aus. Nach weiteren heftigen Bewegungen und weiterer Schleimbildung lösen sich die beiden Partner von der Unterlage und hängen kopfüber am gebildeten Schleimfaden, der durch die heftigen Umschlingbewegungen immer stärker verdreht wird und rasch länger wird. Die endgültige Länge ist unterschiedlich. Hat der Schleimfaden seine maximale Länge erreicht, hören die Bewegungen auf und die Tiere strecken sich, aber in sich verschlungen und mit fast in die Waagrechte gehobenen Köpfen. Erst danach erscheinen in den Genitalöffnungen die schlauchartigen, bis etwa 4 Zentimeter langen und etwa 4 Millimeter dicken Penes, die durch die Hämolymphe bläulichweiß gefärbt sind. Die Kämme sind bereits als gewellte Säume zu sehen. Die Penes beginnen nun sich zu suchen. Dazu werden die Köpfe etwas abgesenkt. Meist braucht es mehrere Versuche, bis sich die Penes gefunden haben. Sie umwinden sich anschließend. Die Basen der Penes bleiben getrennt. Nach der Umwindung der Penes legen sich die Kämme zunächst kurz an. Die Samenpakete erscheinen in den Genitalöffnungen und gleiten rasch zu den Spitzen der Penes. Die Kämme werden nun bis auf 2½ Windungen wendelartig abgespreizt. Haben die beiden Spermapakete die Spitzen der Penes erreicht, legen sich die Kämme der unteren 1½ Windungen wieder an und bilden mit den Penisspitzen eine bläuliche Kugel. Es entsteht das Bild einer hängenden Lampe (in der Literatur auch „Lampenglocke“ genannt). In dieser Kugel treten die Spermapakete aus und werden an Drüsenfelder an den jeweils anderen Penis angeheftet. Dieses Stadium bleibt eine ganze Weile ohne Veränderung bestehen. Danach beginnt die Trennung der Penes, die von den Basen ausgeht. Die Kämme legen sich an, lösen sich vom jeweilig anderen Penis, bis dann nur noch die verbreiterten Endstücke der Kämme zusammenhängen. Unter Ziehen und Überwindung zähen Schleims werden die Penes schließlich auseinandergezogen. Für einen kurzen Augenblick sind dabei die Spermapakete sichtbar, die nun rasch in den Penis eingestülpt werden. Die Penes werden nun rasch und vollständig in die Genitalöffnung zurückgezogen. Die Umwindung der Tiere löst sich nun. Oft fällt nun ein Tier zu Boden, während das andere am Schleimfaden hochkriecht und ihn oft auch auffrisst. Ist eine feste Unterlage nicht weit, versucht ein Partner dort festen Halt zu finden und kriecht davon. Insgesamt dauert die Kopulation von der Bildung des Kreises bis zur Trennung meist nur etwa eine halbe Stunde bis eine Stunde. Die eigentliche Kopulation dauert nur 11 bis 20 Minuten (Mittel 15 Minuten). Selbstbefruchtung wurde, zumindest in Gefangenschaft, ebenfalls beobachtet.

Die erste Eiablage erfolgt im Juli/August, die zweite im Juni/Juli des darauffolgenden Jahres. Pro Legeperiode werden zwei bis vier Gelege produziert. Diese enthalten etwa 100 bis 300 Eier je nach Größe und Ernährungszustand der Tiere. Die Eier sind kugelig bis leicht länglich; sie messen 4 bis 5 mm im Durchmesser. Die Entwicklung dauert je nach Temperatur zwischen 19 und 25 Tagen, in Extremfällen auch 45 Tage. Allerdings werden viele Eier durch Parasitenbefall (Nematoden, Milben und Fliegen) vernichtet. Die frisch geschlüpften jungen Tigerschnegel sind winzig und blass weiß. Erst nach einiger Zeit, etwa eine Woche später, bekommen sie die ersten Streifen und Bänder. Der Tigerschnegel kann zweieinhalb bis drei Jahre alt werden.

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