Unio crassus Philipsson, 1788

Kleine Flussmuschel, Bachmuschel

Unionidae, Flussmuscheln, Teichmuscheln | Bivalvia-Muscheln-Süßwasser




Beschreibung

Die Art lebt mit Ausnahme der Britischen Inseln in fast ganz Nord- und Mitteleuropa, ebenso in Osteuropa, aber nicht östlich des Ural bzw. Kleinasiens. Bis in den Anfang des 20. Jahrhunderts war die Bachmuschel eine sehr häufige Art, ging jedoch dann sehr schnell zurück. Ursachen sind neben den natürlichen Feinden wie der Bisamratte (die übrigens auch vom Menschen eingebürgert wurde) vor allem künstliche Düngemittel, die z. B. über Drainagen in die Gewässer eingeleitet werden. So wurden in manchen Bundesländern um die 90 % des Bestandes ausgerottet. Die übrigen Populationen bestehen oft überwiegend oder sogar vollständig aus älteren Tieren (im Vergleich zum erreichbaren Lebensalter der jeweiligen Population). Dagegen fehlen junge Muscheln zum Teil fast vollständig in diesen Beständen und daher werden Verluste durch Mortalität nicht mehr oder nur ungenügend ausgeglichen. Die Nachzucht in Gefangenschaft gelingt, weshalb man immer wieder Jungtiere oder Fische mit Larven in den Kiemen aussetzt. Allerdings lässt sich der Erfolg dieser Maßnahmen nur schwer überprüfen.

Die Bachmuschel ist eine Art nach Anhang II und IV der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie und steht damit in der gesamten EU unter Schutz. Zudem ist sie in Deutschland eine nach dem Bundesnaturschutzgesetz besonders und streng geschützte Art. Darüber hinaus unterliegt sie gleichzeitig den Landesfischereigesetzen, die eine ganzjährige Schonzeit festlegen. In der Internationalen Roten Liste (IUCN, Red List of Threatened Species 2011) wurde die Art von der Kategorie " lower risk/near threatened" (= Vorwarnstufe) nach "endangered" (= gefährdet) heraufgesetzt. In der Roten Liste Österreichs wird die Art als „vom Aussterben bedroht“ (CR) eingestuft.

Mit 3–4 Jahren (nach anderen Autoren 4 bis 5 Jahren) sind Bachmuscheln geschlechtsreif und bleiben fast während ihres gesamten Lebens fortpflanzungsfähig. Allerdings nimmt die Fruchtbarkeit in alten Populationen stark ab; es sind kaum noch junge Muscheln zu finden. Frühjahr bis Anfang Sommer ist Fortpflanzungszeit. Die Männchen geben das Sperma ins Wasser ab, wo es von den Weibchen durch die Kiemen aufgenommen wird. Der Laich des Weibchens befindet sich in so genannten Marsupien, die ebenfalls in den Kiemen liegen. Die Entwicklung der Larven kann, je nach Wassertemperatur, zwischen 3 und 6 Wochen variieren. Zwischen April und spätestens Anfang August, normal Ende Juli, werden die Larven einzeln oder in Gruppen aus den Kiemen herausgelassen, dann setzen sie sich als etwa 0,2 mm große Glochidien in den Kiemen bestimmter Fischarten als Parasiten fest. Besonders geeignete Wirtsfische sind Döbel, Elritze, und Rotfeder; unter Umständen geeignet sind Aland, Groppe, Stichling und Nase. Je nach Temperatur und Wirtsfischart entwickeln sich die Glochidien in den Kiemen innerhalb von 350–930 Tagesgraden zu fertigen Jungmuscheln. Die Jungmuscheln verlassen die Kiemen und graben sich ins Substrat ein, wo sie 1–3 Jahre verbringen, bevor sie als adulte Muscheln wieder an der Substratoberfläche erscheinen.

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