Natrix tessellata (Laurenti, 1768)

Würfelnatter

Natricidae, Wassernattern | Reptilia-Reptilien




Beschreibung

Das Verbreitungsgebiet der Art liegt in Teilen Mittel-, Süd- und Südosteuropas sowie West- und Mittelasiens. Am Nordwestrand löst sich das Verbreitungsgebiet in disjunkte Vorposten auf. So existieren in Deutschland autochthon gegenwärtig nur noch drei sehr kleine, isolierte Populationen an den Rhein-Nebenflüssen Lahn, Mosel und Nahe im Bundesland Rheinland-Pfalz. An anderen Orten, so etwa am Mittelrhein zwischen Bingen und Remagen, sind die natürlichen Vorkommen der Art inzwischen erloschen. Auch an der Elbe bei Meißen in Sachsen war die Würfelnatter Mitte des 20. Jahrhunderts ausgestorben, wurde dort in den letzten Jahren aber offenbar erfolgreich wiederangesiedelt. 

Diese Schlange besiedelt klimatisch begünstigte Flussläufe und Seen in Flussauen mit hohen Fischbeständen. Die Uferzonen sollten naturnah strukturiert sein und neben krautiger Vegetation auch offene Spülsäume und Bänke aus Kies oder Schottersteinen aufweisen. Wichtig sind ferner flache, strömungsberuhigte Zonen mit hoher Sonneneinstrahlung sowie in Ufernähe Hänge mit Trockenrasen und an Unterschlüpfen reichen Felsen, Trockenmauern oder ähnlichem.

Die Würfelnatter ist in Mitteleuropa die Schlange mit der stärksten Bindung an den Lebensraum Wasser. Sie kann ausgezeichnet schwimmen und tauchen und verbringt oft viele Stunden im flachen Wasser. Nur zum Sonnenbaden, zur Fortpflanzung und zur Überwinterung verlässt sie das Gewässer. Aber auch zum Verschlingen sperriger Beute, welche fast ausschließlich aus kleinen bis mittelgroßen Fischen besteht, begibt sich das Tier manchmal ans Flussufer. Wird es dabei gestört, würgt es das Beutestück wieder aus und flüchtet ins Wasser.

Wenn sie sich bedroht fühlt oder ergriffen wird, gibt die Würfelnatter Zischlaute von sich. Daneben kann sie, wie die Ringelnatter, ein übelriechendes Postanaldrüsen-Sekret verspritzen und sich gelegentlich auch totstellen (Schreckstarre). Die Paarungszeit liegt in den Monaten Mai und Juni (generell wohl zwei bis vier Wochen nach Verlassen des Winterquartieres). Es können sich dabei mehrere Tiere an einem Platz einfinden und regelrechte „Paarungsknäuel“ bilden. 

Die Würfelnatter steht in vielen Ländern gesetzlich unter Naturschutz. Ihre Bestände sind in Mitteleuropa stark bedroht; in Deutschland gehört die Art zu den seltensten Wirbeltieren überhaupt – es existieren vermutlich nur noch einige Hundert erwachsene Exemplare. Die Bestände sind im Laufe des 20. Jahrhunderts dramatisch eingebrochen, vor allem infolge von Uferausbaumaßnahmen, Flussbegradigungen, Staustufenbau, Gewässerverschmutzung und Verkehrswegebau entlang der Ufer.

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