Procyon lotor (Linnaeus, 1758)
Waschbär, Nordamerikanischer Waschbär
Procyonidae, Kleinbären | Mammalia-Säugetiere
Beschreibung
Der Waschbär, früher auch als Schupp bezeichnet, ist ein in Nordamerika heimisches mittelgroßes Säugetier. Seit Mitte des 20. Jahrhunderts ist er als Neozoon auch auf dem europäischen Festland, im Kaukasus und in Japan vertreten, nachdem er dort aus Gehegen entkommen ist oder ausgesetzt wurde. Waschbären sind überwiegend nachtaktive Raubtiere und leben bevorzugt in gewässerreichen Laub- und Mischwäldern. Aufgrund ihrer Anpassungsfähigkeit leben sie zunehmend auch in Bergwäldern, Salzwiesen und urbanen Gebieten.
Typisch für den Waschbären sind das ausgeprägte haptische Wahrnehmungsvermögen der Vorderpfoten und die schwarze Gesichtsmaske. Hervorzuheben ist ferner das gute Gedächtnis der Tiere, die sich in Versuchen auch noch nach drei Jahren an die Lösung einer früher gestellten Aufgabe erinnern konnten. Waschbären sind Allesfresser und ernähren sich zu ungefähr 40 Prozent von pflanzlicher Kost, zu 33 Prozent von Weichtieren und zu 27 Prozent von Wirbeltieren. In Gefangenschaft gehaltene Waschbären tauchen ihre Nahrung oft unter Wasser, was als „Waschen“ gedeutet wurde, sehr wahrscheinlich aber eine Leerlaufhandlung zur Imitation der Nahrungssuche an Fluss- oder Seeufern ist, wo der Waschbär, unter Steinen und anderen Verstecken tastend, nach Krebsen oder anderen Nahrungstieren sucht.
Während der Waschbär früher als Einzelgänger angesehen wurde, gibt es heute Belege dafür, dass er ein geschlechtsspezifisches Sozialverhalten zeigt. Miteinander verwandte Fähen (Weibchen) teilen sich oft ein gemeinsames Gebiet; nicht verwandte Rüden (Männchen) dagegen leben in lockeren, aus bis zu vier Tieren bestehenden Kleingruppen zusammen. Dadurch sind sie während der Paarungszeit in der Lage, sich besser gegen fremde Rüden und überhaupt gegen potenzielle Angreifer zu behaupten. Die Größe der Streifgebiete variiert zwischen 0,03 Quadratkilometer für Weibchen in Städten und 49,5 Quadratkilometer für Männchen in der Prärie. Nach einer Tragezeit von etwa 65 Tagen bringt das Weibchen im Frühling, abhängig von der örtlichen Situation, zwei bis fünf Junge zur Welt. Die Welpen werden anschließend von ihrer Mutter bis zur allmählichen Trennung im Herbst alleine aufgezogen. Obwohl in Gefangenschaft gehaltene Waschbären über 20 Jahre alt werden können, liegt ihre Lebenserwartung in freier Natur nur zwischen 1,8 und 3,1 Jahren. Jagd und Verkehrsunfälle sind in vielen Gebieten die beiden häufigsten Todesursachen.
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