Tadorna tadorna (Linnaeus, 1758)
Brandgans
Anatidae, Entenvögel | Aves-Vögel
Beschreibung
Die Brandgans kommt in zwei voneinander getrennten Populationen vor, die etwas unterschiedliche Lebensräume nutzen. In Europa ist die Brandgans eine Art, die sich vor allem an der Küste aufhält. Die asiatische Population lebt überwiegend an salzigen und brackigen Steppengewässern. Es werden trotzdem keine Unterarten für diese Art unterschieden. In Europa ist die Brandgans Strich- und Zugvogel. Sie zieht fast ausschließlich bei Nacht. Die Überwinterungsgebiete der europäischen Population liegen in der südlichen Nordsee – solange es nicht zu einer Eisbildung auf dem Wattenmeer kommt – und den britischen Gewässern, an der Atlantikküste Frankreichs, Spaniens und Portugals sowie an den Küsten des westlichen und östlichen Mittelmeers. Bis an die Atlantikküste ziehen vor allem juvenile Brandgänse aus Deutschland, den Niederlanden, Belgien und Frankreich, während die Altvögel zum größten Teil nicht über die Kanalküste hinausziehen und, solange nicht allzu strenger Frost eintritt, in großer Zahl in der südlichen Nordsee ausharren.
Als Nahrung nimmt die Brandgans vor allem kleine Schnecken, Muscheln und Würmer, seltener Insekten und Wasserpflanzen auf. Die überwiegende Nahrung im deutschen Wattenmeer bilden Herzmuscheln (Cardium edule), während an der britischen Nordseeküste Wattschnecken (Hydrobia ulvae) und an den Salzseen Südosteuropas und Sibiriens Salinenkrebse (Artemia salina) eine wichtige Rolle spielen. Darüber hinaus werden aber auch Algen und im Winter Sämereien auf Feldern gefressen. Die Nahrungssuche der Brandgänse ist weitgehend von den Gezeiten abhängig. Die Vögel suchen bei Niedrigwasser Nahrung und ruhen bei Hochwasser auf Sandbänken, Dünen oder Strandwiesen. In Abhängigkeit von Ebbe und Flut suchen Brandgänse auch während der Nacht nach Nahrung. Im Winter kann die Zeit, die Brandgänse mit der Nahrungssuche verbringen, bis zu 14 Stunden betragen.
Brandgänse sind in der Regel monogam. Ihre partnerschaftliche Bindung ist von häufig mehrjähriger Dauer, obwohl Weibchen und Männchen oft zu unterschiedlichen Zeitpunkten das Brutgebiet zur Mauser und Überwinterung verlassen. Bei einer Untersuchung der Partnertreue unter Vögeln wiesen Brandgänse eine der niedrigsten Trennungsraten auf. Nur 2,4 Prozent der bestehenden Paare trennten sich jährlich. Die Paarbildung findet in den Jungvogelgruppen zu Beginn des Monats April während des ersten Lebensjahres statt. Bei den Brandgänsen ist starke Ortstreue die Regel. Viele Nistplätze werden seit rund dreißig Jahren besetzt. Zur Brut kommen nur die Brandgänse, die erfolgreich ein Nahrungsrevier besetzen können. Dabei handelt es sich meistens um die gesündesten und schwersten Tiere innerhalb einer regionalen Population. Die Besetzung eines Nahrungsreviers beginnt im späten Winter und endet mit dem Zeitpunkt, zu dem die Küken schlüpfen. In der Regel brüten weibliche Brandgänse das erste Mal im 2. Lebensjahr. Sich erstmals fortpflanzende männliche Brandgänse sind zwischen vier und fünf Jahren alt. Nicht brütende Brandgänse dagegen halten sich das ganze Jahr über in Trupps auf.
Der Bestand an Brandgänsen ging insbesondere gegen Ende des 19. Jahrhunderts stark zurück. In ihren finnischen und nördlichen schwedischen Brutplätzen verschwand sie vollständig. Die Brandgans ist heute in den meisten nord- und mitteleuropäischen Ländern ganzjährig geschützt. Dank dieser Schutzmaßnahmen hat die Art stark zugenommen und dehnt ihr Verbreitungsgebiet seit einigen Jahrzehnten auch ins Binnenland aus.
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