Branta canadensis (Linnaeus, 1758)

Kanadagans

Anatidae, Entenvögel | Aves-Vögel




Beschreibung

Die Kanadagans gilt als die weltweit am häufigsten vorkommende Gans. Ihr ursprüngliches Verbreitungsgebiet ist Nordamerika. Sie ist dort ein Charaktervogel des Tieflandes und brütet an Binnenseen der Prärie- und Ackerbaugebiete. Ihr in charakteristischer V-Formation erfolgender Zug in die Überwinterungsquartiere und die Rückkehr in die Brutreviere im Frühjahr sind in Nordamerika Symbole für den Wechsel der Jahreszeiten. In Europa wurde die Kanadagans zum Teil gezielt angesiedelt. Ein großer Teil der heute vor allem in Großbritannien, Irland, Skandinavien und den Niederlanden existierenden Populationen ist auch auf Gefangenschaftsflüchtlinge zurückzuführen. Seit den 1970er Jahren ist sie auch in Deutschland als Brutvogel vertreten. Die Kanadagans wird etwas größer als die Graugans und ist damit die größte Gänseart, die in Europa in freier Wildbahn zu beobachten ist.

Kanadagänse sind vor allem während des Fluges sehr ruffreudig. Der Ruf ist tief, nasal und trompetend. Er erinnert an ein „ah-honk“ oder „a-rong“, wobei die Betonung auf der zweiten Silbe liegt und die Tonhöhe auf dieser Silbe leicht ansteigt. Kanadagänse können sich auch am Ruf individuell erkennen. Auf großen Rastplätzen ist während des Zuges häufig während der ganzen Nacht ein reges Rufen zu hören, das dem Wiederfinden von Familienmitgliedern dient.

Kanadagänse benötigen Reviere, zu denen Gewässer von mittlerer bis großer Größe gehören. Diese haben eine Gewässertiefe von mindestens einem Meter und weisen idealerweise auch Inseln auf. Voraussetzung für die Etablierung eines Brutreviers ist ein unmittelbar an das Gewässer angrenzendes Gebiet, auf dem die Gänse weiden können, sowie ein weitgehend ungestörtes Areal, auf dem die Nester gebaut werden können. Kanadagänse legen ihre Nester auf festem Grund an und bevorzugen Stellen, von denen aus der brütende Vogel das angrenzende Gebiet gut beobachten kann. In Nordamerika findet man deshalb häufig Nester auf den Bauten von Bisamratten.

Abgesehen von der Paarungs- und Brutzeit leben Kanadagänse in großen Schwärmen. Kanadagänse gehen normalerweise langjährige Paarbindungen ein. Die Verpaarung erfolgt in der Regel bereits im zweiten Lebensjahr, obwohl die Gänse erst im dritten Lebensjahr erfolgreich brüten.

Kanadagänse leben im Sommer überwiegend von Gräsern, Sumpf- und Wasserpflanzen. Ähnlich wie die Grau- und Ringelgans weiden sie regelmäßig auch Unterwasserpflanzen ab. Der Körper liegt dabei in der Regel horizontal auf der Wasserfläche, während Kopf und Hals tief untergetaucht sind. Ihre Reichweite unter Wasser können Kanadagänse deutlich vergrößern, indem sie ihren Hinterkörper aus dem Wasser heben. Ihre Balance halten sie in diesem Kopfstand mit zum Teil sehr starken Paddelbewegungen der Füße. Sie erreichen dann auch noch Wasserpflanzen in einer Gewässertiefe von 75 Zentimetern. Im Winter äsen sie bevorzugt am Land. Sie bevorzugen dabei Landschaftsbestandteile mit kurzen Gräsern und Kräutern, die ihnen ein weites Sichtfeld geben. Ihr natürlicher Lebensraum ist deshalb auch von großen Pflanzenfressern – sogenannten Megaherbivoren – geprägt.

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