Botaurus stellaris (Linnaeus, 1758)
Rohrdommel
Ardeidae, Reiher | Aves-Vögel
Beschreibung
Die Rohrdommel lebt bevorzugt in ausgedehnten Verlandungszonen von Seen, Altwässern und Teichen. Besonders wichtig sind gut erhaltene, ausgedehnte Schilf- und Röhrichtbestände, in denen die Vögel geschickt umherklettern, in denen sie ihre Nester bauen können und Schutz finden. Im Frühjahr geben die Männchen dumpfe Balzrufe von sich, die kilometerweit zu hören sind und der Rohrdommel früher die volkstümlichen Bezeichnungen Moorochse, Wasserochse, Riedochse und Mooskuh eingetragen haben.
Das Aussehen und Verhalten der Rohrdommel ist unauffällig. Mit ihrem in warmen Brauntönen gehaltenen, stark gescheckten Federkleid ist sie im Altschilf sehr gut getarnt. Das Federkleid imitiert ein Muster aus Licht und Schatten, das die Konturen des Vogels selbst hinter wenigen Schilfhalmen auflöst. Diese Form der Tarnung wird als Somatolyse bezeichnet. Nähert man sich der Rohrdommel, nimmt sie bis auf geringe Distanz die so genannte Pfahlstellung ein: Mit hochgestrecktem Körper, zum Himmel gerecktem Schnabel, aber dabei zum Beobachten weiterhin nach vorn gerichteten Augen schwankt die Rohrdommel sachte im Rhythmus des sie umgebenden Schilfs; ihre Längsstreifen wirken so wie einzelne Halme. Dieses Verhalten zeigen bereits junge Rohrdommeln, die noch nicht flügge sind.
Zur Nahrungssuche benötigt die Rohrdommel eingestreute niedrige Vegetation, z. B. Gräben, Uferbereiche und auch offene Wasserstellen. Während der Fortpflanzungszeit verteidigen sie ihr Nahrungs- und Brutareal energisch. Dabei kommt es sogar zu Angriffen in der Luft. Außerhalb der Fortpflanzungsperiode kann man Rohrdommeln auch in größeren Gruppen beobachten. Das Nahrungsspektrum der Rohrdommel ist sehr groß. Sie ernähren sich überwiegend von Kleinfischen, Fröschen sowie Amphibien und Wasserinsekten. Sie fressen außerdem kleinere Säuger wie etwa Mäuseartige sowie Kleinvögel und räubern auch die Nester von Entenvögeln.
Die Rohrdommel ist nachtaktiv und daher am Tage kaum zu beobachten. Junge Rohrdommeln streifen (wie viele Reiher) weit umher, während viele der europäischen Brutvögel in ihrem Brutgebiet überwintern, was ihnen in strengen Wintern oft zum Verhängnis wird. Ein großer Teil zieht jedoch im Winter nach West- und Südeuropa oder bis ins tropische Afrika.
Die Männchen sind polygam und verpaaren sich, wo die Bestände groß genug sind, mit mehreren Weibchen. Sie beteiligen sich nicht am Brutgeschäft oder an der Aufzucht der Jungen. Die Jungen sind Nesthocker und kommen mit ca. zwei Monaten zum Fliegen. Entsprechend den Regeln der nesthockenden Arten sollte die Rohrdommel eigentlich monogam sein. Man weiß aber von männlichen Rohrdommeln mit drei bis fünf, sogar bis sieben brütenden Weibchen, deren Nester in Sternform um ihr Territorium angeordnet sind. Das Nest aus Rohr, Schilf und Seggen ist innen mit Blättern und dürrem Gras gepolstert. Nach 25–26 Tagen schlüpfen die braun bedunten Nesthocker. Schon nach 8 Tagen nehmen sie bei drohender Gefahr die „Pfahlstellung“ ein; das Nest verlassen sie meist im Alter von 4 bis 5 Wochen (oft aber auch schon nach 2 bis 3 Wochen) und streifen danach in der Umgegend umher, bis sie mit 8 Wochen völlig selbständig und flugtüchtig sind.
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