Bombycilla garrulus (Linnaeus, 1758)

Seidenschwanz

Bombycillidae, Seidenschwänze | Aves-Vögel




Beschreibung

Der Seidenschwanz besiedelt die gesamte Taigazone von Nordskandinavien bis zur Hudson Bay in Kanada. Die nördliche Verbreitungsgrenze fällt mit der Übergangszone von Taiga zur Waldtundra zusammen, die Südgrenze der Verbreitung ist regional sehr unterschiedlich. Die Art brütet in aufgelockerten, zum Teil unterholzreichen, fichtendominierten Mischwaldbeständen, sehr häufig in Gewässernähe. In Ostasien werden bevorzugt lockere Lärchenbestände besiedelt. Aber auch relativ trockener Birkenwald, wie er etwa in den Fjälls besteht, wird als Bruthabitat angenommen.

Im Herbst und Winter besteht die Nahrung aus Beeren (Ebereschen-, Wacholder-, Mistel-, Schneeball-, Liguster- und Weißdornbeeren sowie Hagebutten), Äpfeln und Birnen. Ebenso werden in Städten durch einzelne Schwärme in wenigen Tagen große Flächen von Wildem Wein flächig abgeerntet, bevor dann zu einem anderen Standort gewechselt wird. Zur Brutzeit ernährt sich der Seidenschwanz von Insekten, die er von einer Warte aus entdeckt und anschließend im Flug erbeutet. Der Seidenschwanz vertilgt an jedem Tag etwa das Doppelte seines eigenen Körpergewichts. Den möglichen Alkoholgehalt von überreifen Früchten kann er durch seine große Leber ziemlich schnell abbauen.

Die Geschlechtsreife tritt mit einem Jahr ein. Die Hauptbrutzeit ist Mai bis Juli. Das napfförmige Nest aus Gras, Haaren, Moos und Nadelbaumzweigen wird im oberen Bereich von Bäumen gebaut, deren Standort meistens am Waldrand liegt, in der Nähe von Gewässern und anderen Brutpaaren. Das Weibchen legt vier bis sechs blaugraue Eier mit schwarzen Punkten. Diese werden 13 bis 14 Tage lang vom Weibchen bebrütet. Für Futter durch Insekten und Beeren sorgt in der Brutzeit das Männchen. Die Jungvögel werden nach etwa 15 bis 17 Tagen flügge. Jedes Jahr sucht sich der Seidenschwanz einen neuen Partner. Die Balz besteht unter anderem aus dem Füttern des Weibchens mit Beeren.

Das sporadische geheimnisvolle Erscheinen der Seidenschwanzschwärme in Mitteleuropa wurde von der Bevölkerung, insbesondere des Mittelalters, für ein böses Vorzeichen gehalten. Aus dieser Vorstellungswelt rührt auch der im Niederländischen noch immer gebräuchliche Artname Pestvogel her; in der deutschsprachigen Schweiz wird er oft Sterbevögeli genannt.

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