Ardea cinerea Linnaeus, 1758
Graureiher, Fischreiher
Ardeidae, Reiher | Aves-Vögel
Beschreibung
Der Graureiher ist in den milderen und südlichen Regionen Europas und Asiens zu finden, außerdem im gesamten südlichen Afrika mit Ausnahme der südlichen Küstennamib. Je nach Verbreitungsgebiet ist der Graureiher ein Kurzstreckenzieher, Teilzieher oder Standvogel. Die mitteleuropäischen Graureiher ziehen im Winterhalbjahr gewöhnlich in süd-südwestlicher Richtung. Ab Polen dominiert eine süd-südöstliche Zugrichtung. Allerdings werden nur die Brutgebiete im Norden Europas sowie die in Höhenlagen vollständig von Graureihern verlassen. Zu den längsten bisher nachgewiesenen Zugstrecken gehört der Zug eines schwedischen Graureihers, der in Sierra Leone wiedergefunden wurde und damit eine Zugstrecke von 5.865 Kilometer zurücklegte. Der Zug in die Überwinterungsquartiere setzt im September ein und sie kehren zu Ende Februar bis Anfang März wieder zurück.
Graureiher sind Lebensraumgeneralisten, die gleichermaßen an Süßgewässern im Landesinneren, an Flussmündungen sowie in Küstenregionen zu Hause sind. Ihre Ansprüche an ihren Lebensraum sind relativ gering. Sie benötigen eine Nähe zu Gewässern mit Flachwasserzonen, verhältnismäßig große Beute und vier bis fünf Monate, in denen die Gewässer nicht zufrieren.
Der Graureiher sucht seine Nahrung in der Regel alleine. Nur da, wo ein überreiches Nahrungsvorkommen besteht, sieht man sie in lockeren, kleinen Schwärmen und gelegentlich auch mit anderen Arten vergesellschaftet. Fressen sie einzelgängerisch, dann sind sie in der Lage, ihr Nahrungsterritorium energisch zu verteidigen. Bei solchen innerartlichen Aggressionen kommt es gelegentlich sogar zu Tötungen eines konkurrierenden Reihers. Das Aggressionsniveau variiert in Abhängigkeit von der Jahreszeit und ist dann am höchsten, wenn Graureiher Jungvögel großziehen. Die präferierten Nahrungsgründe können sich in unmittelbarer Nähe zum Nistplatz befinden, liegen aber gelegentlich in beträchtlicher Entfernung von diesem.
Graureiher erreichen ihre Geschlechtsreife in der Regel erst im zweiten Lebensjahr. Sie sind monogam, nur sehr selten ist Bigamie beziehungsweise Polygynie zu beobachten. Das Nest ist ein großer, nicht sehr stabiler Bau aus Reisig in Baumwipfeln. In Mitteleuropa werden die Nester gewöhnlich hoch auf Laub- oder Nadelbäumen errichtet. Nistplätze im Schilf sind dagegen sehr selten. Beide Elternvögel sind am Nestbau beteiligt. Meist trägt das Männchen das Nistmaterial ein. Alte Nester werden sehr häufig wiederbesetzt. Die unvollendet wirkende Bauweise des Nestes wird darauf zurückgeführt, dass der Reiher vor noch nicht allzu langer Zeit nur am Boden brütete. Als Beleg dafür wird angeführt, dass man beispielsweise in Holland Reiherkolonien in großen Schilfbeständen findet.
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