Tachypodoiulus niger (Leach, 1814)

Schwarzer Schnurfüßer

Julidae, Schnurfüßer | Diplopoda-Tausendfüßer




Beschreibung

Der Schwarze Schnurfüßer gilt als euryöke Waldart, das bedeutet, er lebt vor allem in Wäldern, kann aber in unbewaldete Habitate vordringen. Die Art ist recht austrocknungsresistent, bevorzugt aber im Freiland bodenfeuchte Habitate gegenüber trockenen. Die Art ist häufiger auf der Bodenoberfläche zu finden als die meisten verwandten Arten und dringt mitunter sogar an Baumstämmen bis in die Baumkronen vor. Durch dieses Verhalten dringt der Schwarze Schnurfüßer gelegentlich (unbeabsichtigt) in Häuser ein, allerdings wesentlich seltener als Ommatoiulus sabulosus.

Als schnellster einheimischer Doppelfüßer erreicht er eine Geschwindigkeit von 24 mm/s. „Tachypodoiulus“ bedeutet so viel wie „schnellfüßiger Julide“. Er lebt im Laub, unter Rinden und auf Moos, wo er sich von Bodenalgen, Detritus und Früchten, wie etwa Himbeeren, ernährt. Das Tier ist vor allem nachts aktiv, im Sommer jedoch auch nachmittags. Wie andere Tausendfüßer rollt sich der Schwarze Schnurfüßer bei Gefahr spiralig ein. Zu den Fressfeinden des Schwarzen Schnurfüßers gehören die Hundertfüßer Lithobius variegatus und der Gemeine Steinläufer (Lithobius forficatus).

Aus den im Frühjahr abgelegten Eiern entwickeln sich im ersten Jahr Jungtiere des vierten bis fünften Stadiums, die überwintern. Im zweiten Winter wird das siebte bzw. achte Stadium erreicht, in dem die Geschlechtsreife eintritt. Normalerweise pflanzen sich die Tiere aber erst im darauf folgenden Frühjahr fort. Sie benötigen also zwei ganze Jahre zur Vollendung des Lebenszyklus. Die Tiere leben nach der ersten Fortpflanzung weiter und durchlaufen auch weitere Häutungen, bei denen sie an Größe zunehmen. Bei den Männchen häutet sich das geschlechtsreife Tier zu einem nicht befruchtungsfähigen Zwischenstadium („Interkalar“) und ist erst mit der folgenden Häutung wieder fortpflanzungsfähig. Das Interkalarstadium ist weniger laufaktiv; häufig dient es als Ruhestadium über den Winter. Nach Rückschlüssen aus dem Lebenszyklus sind die größten gefundenen Tiere vermutlich neun Jahre alt gewesen, tatsächliche Beobachtungen über einen so langen Zeitraum liegen allerdings nicht vor.

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