Leucorrhinia caudalis (Charpentier, 1840)

Zierliche Moosjungfer

Libellulidae, Segellibellen | Odonata-Libellen




Beschreibung

Die Zierliche Moosjungfer ist ebenso wie die Östliche Moosjungfer ein europäisch-westsibirisches Faunenelement. Der Verbreitungsschwerpunkt liegt in Osteuropa sowie in Nordeuropa. In West- und Mitteleuropa sind nur vereinzelte Vorkommen bekannt, dabei handelt es sich oftmals um ältere Nachweise, die seit Anfang der 1990er-Jahre nicht mehr bestätigt werden konnten. In Deutschland sind gesicherte Vorkommen in Mecklenburg-Vorpommern und in Brandenburg vorhanden, wo sie in geeigneten Habitaten auch in größerer Stückzahl auftreten können. Auch im übrigen Deutschland gibt es einige wenige etablierte Vorkommen.

Früher wurde Leucorrhinia caudalis als typische Libellenart von Torfmooren, Torfstichen und Moränenseen beschrieben. Jedoch zeigten neuere Untersuchungen, dass es sich nicht um eine reine Moorlibelle handelt. Man findet diese Art auch an stehenden, vegetationsreichen Gewässern wie größeren Teichen, Weihern, Kiesgruben, Altarmen, Seebuchten und sonstigen Gewässern in den Auen großer Flüsse. Besiedelt werden Gewässer mit üppiger Unterwasservegetation, meist in Verbindung mit Schwimmblattvegetation und Sträuchern (Weiden) und/oder Bäumen in der Nähe der Ufer. Der Gewässergrund darf nicht zu verschlammt sein, die Ufer müssen eine Verlandungszone mit Röhrichten, Seggen, Binsen, Schachtelhalmen oder Ähnlichem aufweisen.

Gemäß Anhang IV der europäischen FFH-Richtlinie ist die Zierliche Moosjungfer eine „streng zu schützende Art“, entsprechend wird sie etwa nach dem deutschen Bundesnaturschutzgesetz streng geschützt. Sie gilt in ganz Europa als stark bedrohte Art; in der Roten Liste Deutschlands wird sie als „vom Aussterben bedroht“ (Kategorie 1) eingestuft, in Österreich und der Schweiz ebenso. Das hohe Gefährdungsausmaß steht mit den spezifischen ökologischen Ansprüchen an ihren Lebensraum in Zusammenhang.

Diese Art reagiert äußerst empfindlich auf Umwelteinflüsse. In den 1980er-Jahren führten gut gemeinte Eingriffe, um die Wasserqualität zu verbessern (Kalkung), dazu, sie an manchen Orten völlig verschwinden zu lassen. Nach neuen Untersuchungen scheint sich der Bestand jedoch wieder zu stabilisieren. So besiedelte die Zierliche Moosjungfer 2008 und 2009 verschiedene Biotope in unterschiedlichen Regionen, wo sie sogar erstmals nachgewiesen werden konnte. Rückschlüsse darauf, ob der fortschreitende Klimawandel oder zahlreiche Renaturierungsmaßnahmen für eine positive Bestandsentwicklung verantwortlich sind, konnten noch nicht nachgewiesen werden.

Insgesamt weiß man bis heute recht wenig über diese scheue Art. Die Paarung findet am Ufer statt. Anschließend werfen die Weibchen ihre Eier im Flug ins Wasser. Die Männchen bewachen diesen Vorgang vermutlich nicht. Je nach Temperatur schlüpft nach circa 2 bis 6 Wochen aus dem Ei die Prolarve. Während der anschließenden etwa zweijährigen Entwicklungsphase vermutet man 11 Larvalstadien. Die Larven haben einen leicht durchsichtigen, gefleckten Körper, wodurch sie wahrscheinlich für ihre Fressfeinde unter Wasser fast unsichtbar werden. Sie leben die meiste Zeit zwischen Wasserpflanzen. Die Larven der Zierlichen Moosjungfer verfügen gegenüber allen anderen Arten der Gattung Leucorrhinia über relativ kräftige Seiten- und Rückendornen, wodurch sie sich offensichtlich gut gegen Fische behaupten können.

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