Iphiclides podalirius (Linnaeus, 1758)
Segelfalter
Papilionidae, Ritterfalter | Lepidoptera-Schmetterlinge
Beschreibung
Der Segelfalter ist von Europa, westlich beginnend in Frankreich, einschließlich der Mittelmeerinseln über das nichttropische Asien bis China verbreitet. Die nördliche Verbreitung reicht bis zum 54. Breitengrad, er wandert allerdings gelegentlich auf die Britischen Inseln und nach Fennoskandinavien ein. In Deutschland liegt der Schwerpunkt der Verbreitung in Rheinland-Pfalz, Sachsen und Brandenburg. Es werden vor allem heiße und felsige Südhänge in Flusstälern bewohnt. In Rheinland-Pfalz ist der Segelfalter vor allem am Mittelrhein, an der Mosel und an der Nahe verbreitet.
In Mitteleuropa und im Gebirge tritt in der Regel nur eine Generation pro Jahr auf, die Falter fliegen dann von Mai bis Juli. In besonders klimabegünstigten Gebieten wie an Rhein und Mosel kommen aber zwei Generationen vor (Mitte April–Juni, Juli–August). Im nördlichen Mittelmeerraum entwickeln sich zwei bis drei Generationen pro Jahr. Weiter im Süden können es bis zu vier Generationen sein und der Falter fliegt dann von Anfang März bis Ende Oktober.
Die weiblichen Falter legen die Eier an den Futterpflanzen der Raupen ab. Die Raupen ernähren sich vor allem von Blättern verschiedener Prunus-Arten, wie Schlehdorn (Prunus spinosa), Felsenkirsche (Prunus mahaleb), Traubenkirsche (Prunus padus) oder Zwetschge (Prunus domesticus), seltener auch an weiteren Pflanzen aus der Familie der Rosengewächse (Rosaceae), wie Weißdorn (Crataegus spec.) und Eberesche (Sorbus aucuparia). Sie können bei Bedrohung, wie alle Raupen der Ritterfalter, eine Nackengabel (Osmaterium) ausstülpen, um Fressfeinde zu vertreiben. Zumeist fressen die Raupen vom Blattrand zur Mittelrippe, bei kleinblättrigen Sträuchern von einem Zweig aus. Die Raupen des Segelfalters verpuppen sich als Gürtelpuppe. Die letzte Generation eines Jahres überwintert als Puppe.
Der Falter kann unter Ausnutzung der Thermik für mehrere Minuten ohne Flügelschlag durch die Luft segeln, daher auch sein Name. Er zeigt ein ausgeprägtes Gipfelbalz-Verhalten (hilltopping), ähnlich dem des Schwalbenschwanzes. Der Segelfalter saugt Nektar aus den Blüten verschiedener oft heller oder violetter Blüten, wie z. B. Schlehe (Prunus spinosa), Pflaume (Prunus domestica), Liguster (Ligustrum), Wiesensalbei (Salvia pratensis), Kratzdisteln (Cirsium), Natternkopf (Echium vulgare), Flockenblume (Centaurea), Lavendel (Lavandula) und an Schmetterlingsflieder (Buddleja davidii) im Garten.
Der Segelfalter hat im 20. Jahrhundert starke Gebietsverluste hinnehmen müssen. Aus vielen Regionen Deutschlands ist er verschwunden. Gefährdungsursachen waren vielerorts die Aufgabe von Weinbergen in Steillagen und die anschließende Verbuschung der Hänge. In Rheinland-Pfalz konnten sich die Bestände seit den 1990er Jahren aufgrund eines Artenschutzprogrammes und der zunehmenden Erwärmung durch den Klimawandel erholen. Auch in Brandenburg konnte sich der Falter aufgrund der besonderen Bedingungen in den ehemaligen Bergbaugebieten und der zunehmenden Erwärmung seit der Jahrtausendwende ausbreiten. In Österreich sind viele Populationen erloschen, die Art kann als empfindlicher Bioindikator angesehen werden.
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