Agrius convolvuli (Linnaeus, 1758)
Windenschwärmer
Sphingidae, Schwärmer | Lepidoptera-Schmetterlinge
Beschreibung
Das ganzjährige Verbreitungsgebiet der Art ist sehr groß und erstreckt sich nahezu über die gesamte Paläotropis und Australasien und die südlichen Teile des Paläarktis. Der Windenschwärmer kommt somit in den Tropen und Subtropen Asiens und Afrikas, in und um Australien und den Inseln Ozeaniens (ausgenommen Neuseeland) und auch in Nordafrika, dem Mittelmeerraum und Zentralasien bis deutlich nach Sibirien vor. Er fehlt lediglich in höheren Lagen. Als Wanderfalter erschließt die Art im Sommer durch ihren ausdauernden Flug neue Areale. Sie kommt dann in Europa bis in den hohen Norden, in Großbritannien, Island und in weiten Teilen Russlands (im Osten bis Sachalin) vor. Auf der südlichen Hemisphäre findet man die Art dann auch auf Tasmanien und Neuseeland.
Die Windenschwärmer bevorzugen offene und temperaturbegünstigte Landschaften, wie beispielsweise sonnige Hänge, verbuschtes Ödland oder Brachen, kommt aber außer in dichten Wäldern überall vor. Man findet die Art auch häufig in Kartoffelfeldern und in Vororten an Blumenbeeten und Hecken, die mit Windengewächsen bewachsen sind.
Der Windenschwärmer unternimmt in deutlich größerer Anzahl Wanderflüge als beispielsweise der Totenkopfschwärmer (Acherontia atropos). Auch erreicht die Art deutlich nördlichere Gebiete, obwohl sie temperaturempfindlicher ist. Dies äußert sich auch darin, dass nur sehr wenige Puppen den europäischen Winter überleben. Die nachtaktiven Falter ruhen tagsüber mit dachartig über dem Hinterleib zusammengefalteten Flügeln auf festem Untergrund, wie etwa an Baumstämmen, Steinen, Strommasten oder auch am Erdboden. Sie sind durch ihre Färbung in dieser Position gut getarnt.
Windenschwärmer sind ausgezeichnete Flieger und können Spitzen von bis zu 100 km/h erreichen. Die Durchschnittsgeschwindigkeit beträgt aber immer noch 50 km/h. Regen oder Wind beeinflusst ihr Verhalten nicht. Sie sind eifrige Blütenbesucher und saugen ab der Abenddämmerung bis etwa Mitternacht Nektar aus einer Vielzahl verschiedener Blüten, wie beispielsweise von Petunien, Lilien, Seifenkräutern, Wunderblumen, Nachtkerzen, Tabak, Phlox oder Stechäpfeln. Die Falter lassen sich ab etwa zwei Stunden nach der Abenddämmerung leicht durch künstliches Licht anlocken. Die Paarung beginnt meist ab Mitternacht und dauert bis in die Morgenstunden.
Die erste Generation fliegt von Mai bis Juni in Mitteleuropa ein, die zweite Generation entwickelt sich dort von Mitte August bis Mitte Oktober. Aus klimatischen Gründen besteht für die zweite Generation keine Überlebenschance, wenn sie nicht zurückfliegt.
Die Raupen ernähren sich besonders von Ackerwinde (Convolvulus arvensis), aber auch von Zaunwinde (Calystegia sepium) und verschiedenen Zierwinden. In ihren südlichen Verbreitungsgebieten fressen die Raupen auch an Süßkartoffeln (Ipomoea batatas) und Bohnenpflanzen.
Die Weibchen legen ihre bis zu 1.000 Eier auf den Futterpflanzen ab, wobei diese für die großen Falter mit nur einem Millimeter Durchmesser sehr klein sind. Die Raupen fressen von Juli bis September, wobei sie sich tagsüber verstecken und nur nachts Nahrung aufnehmen. Ab August suchen die Raupen geeignete Plätze für die Verpuppung und werden bei ihren Wanderungen an Straßen und Wegen oft gesehen. Sie graben zur Verpuppung ein etwa hühnereigroßes Loch ins Erdreich und verpuppen sich darin. Nach 10 bis 14 Tagen ist die Puppe fertig. Sie ist rotbraun und durch die gebogene und abstehende Rüsselscheide unverwechselbar. Die Puppen werden manchmal bei der Kartoffelernte aufgefunden. Nur die Raupen, die sich sehr früh verpuppen, schaffen die Metamorphose zum Falter und können in den Süden zurückfliegen. Die restlichen versuchen vergebens zu überwintern und sterben ab.
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