Vespula vulgaris (Linnaeus, 1758)
Gemeine Wespe
Vespidae, Faltenwespen | Hymenoptera-Hautflügler
Beschreibung
Neben der Deutschen Wespe (Vespula germanica) ist sie eine der häufigsten Wespenarten Mitteleuropas. Sie ist paläarktisch, von Europa im Westen bis Japan, Korea und den Kurilen im Osten, verbreitet. Frühere Angaben auch aus Nordamerika werden nun anderen Arten der vulgaris-Artengruppe zugeordnet. Die Art wurde vom Menschen nach Island, Südamerika (Argentinien), Australien (Victoria und Tasmanien), Neuseeland verschleppt und eingebürgert, wo sie als invasive Art gilt. In wärmeren Regionen ihres Verbreitungsgebiets, so im europäischen Mittelmeerraum und in Japan, wird die Art seltener und ist zunehmend auf Gebirgsregionen beschränkt. So ist sie in Indien auf die Himalayaregion im Norden (Himachal Pradesh, Jammu und Kashmir) beschränkt.
Die erwachsenen Tiere (Imagines) ernähren sich vorwiegend vegetarisch von Nektar und anderen zuckerhaltigen Pflanzensäften. Die Larven werden mit zu Brei zerkauten Insekten oder anderem tierischem Eiweiß gefüttert. Bei der Nahrungssuche finden sich die Gemeinen Wespen oft auf Kuchen oder anderen zuckerhaltigen Nahrungsmitteln des Menschen ein und lassen sich von dieser einmal für sich entdeckten Nahrungsquelle nur schwer wieder vertreiben.
Ab Mitte April können begattete Weibchen, die Königinnen, bei der Nest- und Nahrungssuche beobachtet werden. Als Nahrungsquelle dient in dieser Zeit beispielsweise der Nektar von Weidenblüten. Nach etwa zwei bis drei Wochen Nahrungsaufnahme und Nistplatzsuche baut die Gemeine Wespe ihr Nest aus zerkauten, eingespeichelten Holzfasern an dunklen, geschützten Orten.
Oft werden die Nester unterirdisch in Mäuse- oder Maulwurfbauten angelegt, die mit zunehmender Nestgröße erweitert werden. Im Volksmund werden die Bewohner dieser Nester als „Erdwespen“ bezeichnet. Aber auch Dachböden, Rollladenkästen oder andere dunkle Hohlräume an und in Gebäuden werden zum Nestbau genutzt. Das Anfangsnest besteht aus sieben Brutzellen (eine in der Mitte, sechs Zellen darum herum), die kopfüberhängend an die Höhlendecke geheftet und von einer kugelförmigen Nesthülle umgeben sind. Die Gemeine Wespe verwendet für den Nestbau morsches Holz von verrottenden Baumstämmen oder Ästen, wodurch ihr Nest ein helles, beigefarbenes Aussehen bekommt. Die eng verwandte Deutsche Wespe hingegen nagt oberflächlich verwittertes Holz ab (z. B. von Weidepfählen oder Holzzäunen), deswegen ist ihr Nest eher gräulich gefärbt.
Zur Überwältigung und Lähmung einer möglichen Insektenbeute oder zur Abwehr eines Störenfriedes oder Angreifers benutzen die Wespen ihren Stachel. Beim Stichvorgang wird der Stachel aus der Stachelkammer im Gaster, in dem er in Ruhelage verborgen ist, ausgefahren und auf das Opfer aufgedrückt, wobei die Wespe sich mit den Beinen festhält. Anders als bei den Bienen verfügt der dritte Bestandteil des Stachels, die Stachelscheide, nicht über Widerhaken. Die Form der Widerhaken erlaubt leichteres Rückziehen, außerdem ist der Stechapparat durch Gelenke und Muskeln fester als bei Bienen im Gaster verankert. Deshalb können Wespen beliebig oft zustechen und dabei ihr Gift einspritzen. Der Stichreflex ist selbst bei zerteilten oder gerade verendeten Tieren noch vorhanden. Bei ihrem Stich werden Alarmpheromone freigesetzt, welche weitere Tiere anlocken und zum Stich animieren. Das Gift führt bei einigen Menschen zu einer allergischen Reaktion.
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