Oecanthus pellucens (Scopoli, 1763)
Weinhähnchen, Blütengrille
Gryllidae, Echte Grillen | Ensifera-Langfühlerschrecken
Beschreibung
Das Weinhähnchen besiedelt vor allem die Länder rund um das Mittelmeer mit Schwerpunkt in Südeuropa, im Osten reicht die Verbreitung bis nach Westasien. Die nördliche Verbreitungsgrenze läuft durch Belgien, die Niederlande, Deutschland (bis Berlin) und Südpolen. Die Art breitet sich zurzeit an ihrem nördlichen Arealrand aus und hat entlang des Rheins die Niederlande erreicht. Die meisten Funde liegen unter 400 m ü. NN, aber auch in der Höhenverbreitung hat die Art in den letzten Jahren immer höhere Lagen besiedelt.
Der typische Lebensraum des Weinhähnchens sind wärmebegünstigte Flächen mit höheren Kräutern oder Stauden, wie etwa Trockenrasen, Halbtrockenrasen, Weinbergsbrachen, Ruderalfluren, Flugsanddünen und Industriebrachen. Am Nordrand seines Verbreitungsgebietes, werden meist wärmeexponierte Hänge besiedelt, z. B. Bahndämme und unbewirtschaftete Ruderalflächen an Weinbergen.
Bei milder Witterung kann man ab Ende Juli z. B. nach Einbruch der Dunkelheit und mit Unterbrechungen fast die ganze Nacht hindurch den typischen weichen Gesang (Stridulation) der Männchen hören: Feine „drü-drü“-Silben, die bei entsprechender Wärme fast im Sekundentakt minutenlang aufeinander folgen. Erzeugt werden diese „Silben“ durch Aneinanderreiben der steil zu einem „Schalltrichter“ aufgestellten, zarten Vorderflügel. Wenn das Männchen seine Ausrichtung in der Vegetation ändert, scheint der Gesang, „bauchrednerisch“, aus einer anderen Ecke zu kommen. Deshalb sind diese unscheinbaren Tiere schwer aufzufinden, selbst wenn sie singen – freilich nur für uns, nicht für das anzulockende Weibchen. Nach der Paarung legt das Weibchen mittels seines Ovipositors die Eier in Pflanzenstängel. Dabei kommt es nicht zu einer Spezialisierung auf bestimmte Pflanzen.
Das Weinhähnchen ernährt sich einerseits von zarten Blütenteilen wie Staub- und Blütenblättern, ist aber auch, wie aus Laborbeobachtungen hervorgeht, auf tierische Kost wie Blattläuse, Spinnen, Insektenlarven angewiesen.
Seite „Weinhähnchen“. In: Wikipedia, Die freie Enzyklopädie. Bearbeitungsstand: 25. Oktober 2020, 16:57 UTC. URL: https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Weinh%C3%A4hnchen&oldid=204882170 (Abgerufen: 29. Oktober 2020, 07:52 UTC)