Oryctes nasicornis (Linnaeus, 1758)
Nashornkäfer
Scarabaeidae, Blatthornkäfer | Coleoptera-Käfer
Beschreibung
Das Verbreitungsgebiet umfasst Mittel- und Südeuropa bis Südskandinavien und Baltikum, Nordafrika nördlich der Sahara, die Kanarischen Inseln und Teile Zentral- und Ostasiens, östlich bis zum indischen Himalaya. Innerhalb des sehr großen Areals werden eine Reihe von Unterarten unterschieden.
Ursprünglicher Lebensraum der Art ist stark zersetzter, weicher Holz-Mulm, wie er sich im Inneren von abgestorbenen Baumstämmen oder dickeren Ästen alter Laubbäume ansammelt. In den Urwäldern Europas ohne menschlichen Einfluss war solcher Mulm weit verbreitet, eine Vielzahl von Käferarten sind darauf spezialisiert. Während aber zahlreiche Mulmkäfer heute als "Urwaldrelikte" sehr selten, oft vom Aussterben bedroht sind, ist dem Nashornkäfer der Übergang auf neue, vom Menschen gemachte Substrate gelungen. Die Art ist deshalb in Mitteleuropa nicht mehr selten und fast überall zu finden, sie scheint sich sogar weiter auszubreiten. Im ursprünglichen Lebensraum Holzmulm ist der Nashornkäfer hingegen extrem selten zu finden, möglicherweise kam er hier in Mitteleuropa gar nicht ursprünglich vor, sondern ist erst von Süden her zugewandert.
Heute wird die Art regelmäßig und auch in großen Mengen in Sägemehlhaufen an Sägewerken und anderen holzverarbeitenden Betrieben und in Haufen von Rindenmulch gefunden, aber auch in gewöhnlichen Komposthaufen in Gärten und Kleingärten, sofern in ihnen genug faseriges Material abgelagert wurde. Das muss nicht unbedingt Holz sein.
Der Nashornkäfer hat, wie alle verwandten Arten, drei Larvenstadien. Danach verpuppen sich die Larven in hühnereigroßen Kokons aus Lehm und Sägemehl. Die Ernährung der adulten Tiere ist bisher nicht ganz geklärt. Wenn sie in ihrem kurzen Leben überhaupt Nahrung aufnehmen, ernähren sie sich vermutlich von Baumsäften.
Die adulten Käfermännchen nutzen das auffallende Kopfhorn tatsächlich Nashorn-artig bei Kämpfen gegeneinander um Weibchen. Wie bei verwandten Arten, ist davon auszugehen, dass kleine Männchen hornlos bleiben, um sich gegenüber überlegenen Männchen als Weibchen zu "tarnen". Sie können sich dadurch unbemerkt in die Nähe der Weibchen schmuggeln. Direkte Nachweise dafür beim Nashornkäfer selbst stehen allerdings noch aus.
Der Nashornkäfer ist in Deutschland nach Bundesartenschutzverordnung eine "besonders geschützte" Tierart (§ 1 Satz 1 i. V. m. Anlage 1 BArtSchV).
Seite „Nashornkäfer“. In: Wikipedia, Die freie Enzyklopädie. Bearbeitungsstand: 29. April 2020, 08:03 UTC. URL: https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Nashornk%C3%A4fer&oldid=199410118 (Abgerufen: 12. Juni 2020, 18:05 UTC)