Ergates faber (Linnaeus, 1761)

Mulmbock, Zimmerbock

Cerambycidae, Bockkäfer | Coleoptera-Käfer




Beschreibung

Er ist in Mitteleuropa einer der größten einheimischen Bockkäfer. In Deutschland ist der Mulmbock selten und in vielen Gebieten vom Rückgang betroffen. In Baden und im Saarland kommt er nicht vor. In Württemberg und in Nordrhein wurden nach 1950 keine Funde mehr gemeldet. Funde aus Nordrhein und Schleswig-Holstein werden auf Import bzw. Verschleppung zurückgeführt.

Die Käfer fliegen in den Mittagsstunden. Ihre Flugzeit geht von Mitte Juli bis Mitte September. Die Weibchen legen bis zu insgesamt 275 Eier in kleineren Haufen von jeweils acht bis zehn (aber auch bis zu 60) Stück an totem Nadelholz ab. Hierbei werden Baumstümpfe an sonnigen Bestandesrändern oder auf Kahlschlägen bevorzugt. In tieferen und mittleren Höhenlagen wird vor allem Kiefer, in den Alpen bei Höhenlagen über 1000 m häufig auch Fichte oder gelegentlich Tanne oder Lärche befallen. 

Die Larven schlüpfen nach 2 bis 3 Wochen, um sich in das Holz einzubohren. Ihre Entwicklung dauert 3 bis 4 Jahre. In dieser Zeit erreichen sie eine Länge von 60–65 (teilweise bis über 80) mm. Sie haben starke Mandibeln und auf den Hinterleibssegmenten 1–7 deutlich ausgebildete Kriechwülste, mit welchen sie sich für Bockkäferlarven ungewöhnlich schnell bewegen können. Beine sind zwar vorhanden, jedoch sind diese verhältnismäßig klein. Für eine gute Entwicklung benötigen die Larven Holzfeuchte, deshalb werden sowohl die unter- als auch oberirdischen bodennahen Stammteile bevorzugt. Bei den Kernhölzern Kiefer und Lärche wird meist nur der Splint zerstört, bei Fichte und Tanne hingegen der ganze Holzkörper. Hierbei wird das Holz zu Mulm (daher der deutsche Name) verwandelt. Dieser besteht aus Holzspänen und Kot. Die Oberfläche des Holzkörpers wird unversehrt gelassen. Die Larve verpuppt sich in der Regel im Holz nahe der Oberfläche, auch wenn es Einzelfunde von Puppen in Erdhöhlen nahe der befallenen Hölzer gibt. Zum Schlüpfen nagt der Käfer dann ein ovales Flugloch mit ausgefransten Rändern in die Oberfläche des Holzkörpers.

Als Teil der Zersetzungskette im Holz ist der Mulmbock ein wichtiger Bestandteil des Ökosystems. Wie aber auch andere xylophage Insekten befällt er gelegentlich bearbeitetes Holz. Insbesondere Zaunpfähle und Masten aus Kiefernholz werden im Erd-Luftbereich gern besiedelt. In früherer Zeit mehrfach in der Literatur erwähnt wurden Schäden an Telefonmasten, welche damals noch mit einem Carbolineum-Anstrich geschützt wurden. Dieser konnte den Befall nicht verhindern, sondern hat im Gegenteil sogar eine anlockende Wirkung auf die Käfer ausgeübt.

Seite „Mulmbock“. In: Wikipedia, Die freie Enzyklopädie. Bearbeitungsstand: 1. Mai 2020, 01:12 UTC. URL: https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Mulmbock&oldid=199475164 (Abgerufen: 12. Juni 2020, 08:45 UTC)