Oedipoda germanica (Latreille, 1804)
Rotflügelige Ödlandschrecke
Acrididae, Feldheuschrecken | Caelifera-Kurzfühlerschrecken
Beschreibung
Die Rotflügelige Ödlandschrecke kommt in Europa von den Pyrenäen bis zur Wolga sowie in Westasien vor und lebt in warmen und trockenen, ausschließlich schwach bewachsenen, steinigen oder felsigen Habitaten. Sie reagiert äußerst empfindlich auf Verbuschung. Die Art ist in großen Teilen Mitteleuropas durch die Zerstörung ihrer Lebensräume in ihrem Bestand stark reduziert worden und gilt in Deutschland als vom Aussterben bedroht.
Die Art bevorzugt warme und trockene Habitate, kommt aber ausschließlich an schwach bewachsenen, steinigen oder felsigen Orten, wie beispielsweise an steilen Südhängen, Schuttfluren und Felsen, Felsenheiden, schwach bewachsenem Trockenrasen, oder in diesen Lebensräumen sehr ähnlichen Steinbrüchen vor. Schotterflächen an Flussufern werden auch besiedelt, aber nur dann, wenn sie den bevorzugten Lebensräumen sehr ähnlich sind. Die Art toleriert keine sandigen Böden und reagiert äußerst empfindlich auf Verbuschung und auch auf eine Erhöhung der Niederschlagsmengen. Man kann die Art häufig in Gesellschaft mit der weniger anspruchsvollen Blauflügeligen Ödlandschrecke und seltener mit der Italienischen Schönschrecke (Calliptamus italicus) beobachten. Auch der Braune Grashüpfer (Chorthippus brunneus) und der Steppengrashüpfer (Chorthippus vagans) leben nicht selten gemeinsam mit der Rotflügeligen Ödlandschrecke.
Die Lebensweise ist der der Blauflügeligen Ödlandschrecke sehr ähnlich. Wie auch andere Ödlandschrecken sind die Tiere an das Leben auf dem Boden angepasst und bewegen sich fast ausschließlich gehend fort. Sie können allerdings auch sehr gut fliegen. Das Fluchtverhalten der Art ist ebenso typisch für Ödlandschrecken. Bei Gefahr fliegen sie in einem behänden Flug auf, um ihre leuchtend roten Hinterflügel zu zeigen, und nach einem plötzlichen Hakenschlag auf einem Felsen zu landen, auf dem sie durch ihre Färbung fast nicht zu erkennen sind.
So wie auch bei den anderen Arten der Ödlandschrecken kann man bei der Rotflügeligen Ödlandschrecke keinen charakteristischen Gesang definieren. Männchen erzeugen kurze Schwirrlaute, beide Geschlechter können mit ihren Mandibeln knacken. Vor der Paarung kann man auf etwa einen Meter Distanz kurze metallische Laute wahrnehmen. Ein desinteressiertes Weibchen lehnt das Männchen mit Fußtrommeln ab, wobei mit den Tarsen meistens nur einmal, gelegentlich auch mehrmals mit Abständen hintereinander auf den Boden getrommelt wird. Männchen wie Weibchen bewegen als Ausdrucksbewegung die Schenkel der Hinterbeine langsam auf und ab.
Die Weibchen beginnen etwa 20 Tage nach der Imaginalhäutung mit der Eiablage. Sie legen im Abstand von fünf bis acht Tagen fünf Mal jeweils etwa 18 Eier in den Boden ab. Die darauffolgenden Eiablagen finden ungefähr alle 10 Tage mit nur mehr etwa 10 Eiern statt. Die Eier können für kurze Zeit Temperaturen von über 50 °C unbeschadet überstehen. Die daraus schlüpfenden Larven häuten sich nach insgesamt fünf Larvenstadien meist bis Ende Juli, spätestens bis Mitte August zum adulten Tier. Im Extremfall findet man Larven auch noch Mitte Oktober. Die Imagines findet man in normalen Jahren von Juli bis Oktober.
Seite „Rotflügelige Ödlandschrecke“. In: Wikipedia, Die freie Enzyklopädie. Bearbeitungsstand: 14. November 2019, 20:04 UTC. URL: https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Rotfl%C3%BCgelige_%C3%96dlandschrecke&oldid=194053028 (Abgerufen: 26. Mai 2020, 15:40 UTC)