Oedipoda caerulescens (Linnaeus, 1758)
Blauflügelige Ödlandschrecke
Acrididae, Feldheuschrecken | Caelifera-Kurzfühlerschrecken
Beschreibung
Diese Art ist die am weitesten verbreitete Art der Gattung Oedipoda in Europa. Ihr Verbreitungsgebiet umfasst den gesamten Mittelmeerraum und den europäischen Kontinent bis zu einer nördlichen Verbreitungsgrenze in Norddeutschland, isolierte Populationen gibt es aber noch in Dänemark und Südschweden.
Die Tiere bevorzugen trockenwarme Kahl- und Ödlandflächen mit sehr spärlicher Vegetation wie sie etwa auf Trockenrasen, in Sandgruben oder Kiesflächen zu finden sind. Manchmal sind sie auch auf sehr kleinen Kahlflecken anzutreffen, diese müssen jedoch durch eine Kahlschneise erreichbar sein, etwa eine Fahrrinne oder einen Sand- oder Trockenstreifen. Sie können durch die Wanderung über diese Schneisen ihren Aktionsradius und Lebensraum sehr stark ausweiten, vor allem im Hochsommer, wo durch vertrocknende Vegetation weitere Kahlflächen entstehen. Bei stabilen Lebensraumbedingungen bleiben sie allerdings sehr ortstreu.
Wie die anderen Ödlandschrecken ist die Blauflügelige Ödlandschrecke vor allem an das Leben auf dem Boden angepasst und bewegt sich fast ausschließlich gehend fort. Ihre Kletterfähigkeit ist auf das Übersteigen kleinerer Gegenstände beschränkt, vertikale Pflanzenstrukturen erklimmen sie fast nie. Aus dem Grunde meiden sie dichter stehende Vegetation und halten sich auf Kahlflächen auf. Sie können allerdings auch sehr gut fliegen, nutzen dies meistens jedoch nur für Strecken von etwa 10 Metern und landen nach ihren Flügen wiederum auf entsprechenden Kahlflächen. Sie ernährt sich von kleineren Pflanzen auf den Kahlflächen und am Rand derselben. In Fütterungsversuchen wurden keine Nahrungspräferenzen für bestimmte Pflanzen festgestellt, es wurden im Freiland auch Tiere beim Befressen von Aas beobachtet.
Das Fluchtverhalten der Ödlandschrecken ist einzigartig unter den Springschrecken. Sie verlassen sich weitestgehend auf ihre Tarnung durch die Färbung und ducken sich entsprechend als Fluchtreflex auf den Boden statt, wie andere Schrecken, wegzuspringen. Erst bei einer sehr geringen Fluchtdistanz springen sie ab und fliegen einige Meter. Kurz vor der Landung schlagen sie einen scharfen Haken und nach der Landung ducken sie sich erneut in der Nähe von Steinen oder anderen Strukturen. In Experimenten konnte außerdem nachgewiesen werden, dass sich die Ödlandschrecken bevorzugt auf solchem Untergrund aufhalten, der ihrer Färbung entspricht.
Anders als viele andere Kurz- und Langfühlerschrecken gibt es bei den Blaugeflügelten Ödlandschrecken kein Balzverhalten, welches einer Paarung vorausgeht. Die Männchen produzieren keinen Werbegesang und suchen stattdessen aktiv die Umgebung nach Weibchen ab. Haben sie ein Weibchen gefunden, kann es zu einem kurzen Zirpen kommen, die Regel ist allerdings, dass sich die Männchen einfach zu den Weibchen hinbewegen und diese besteigen. Ist das Weibchen paarungswillig, lässt es dies geschehen, im anderen Fall wehrt es das Männchen mit Tritten ab.
Die Eier werden kurz nach der Paarung von dem Weibchen im Boden abgelegt, wobei es seinen Hinterleib mit dem Eiablageapparat (Ovipositor) tief in die Erde bohrt. Die Eier überwintern und die Nymphen schlüpfen im Frühjahr des folgenden Jahres. Die Entwicklung verläuft bei den Männchen über vier, bei den Weibchen über fünf Häutungsstadien, wobei sich die Färbung der Haut mit den Häutungen der Färbung des Untergrundes annähert.
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