Dictyophara europaea (Linnaeus, 1767)
Europäischer Laternenträger
Dictyopharidae, Laternenträger | Auchenorrhyncha-Zikaden
Beschreibung
Dictyophara europaea lebt im Mittelmeergebiet, in Nordafrika und Südeuropa und dem südlichen Mitteleuropa, nach Osten über die Türkei, den Iran, das südliche Russland und Zentralasien östlich bis nach Xinjiang im Norden Chinas. In Deutschland gibt es Nachweise aus allen Bundesländern außer Niedersachsen, Schleswig-Holstein, Bremen, Hamburg und Saarland, wobei sie nach Nordwesten hin immer seltener wird. In Österreich konzentrieren sich die Nachweise auf die wärmebegünstigten Tieflagen im Osten und das Donautal. In Deutschland und in Kärnten ist die Art auf der Roten Liste als "gefährdet" (Kategorie 3) aufgeführt.
Der Europäische Laternenträger ist polyphag und von einer Vielzahl von Nährpflanzen nachgewiesen, ohne dass bestimmte Präferenzen erkennbar wären. Die Art ist, zumindest in Mitteleuropa, sehr wärmeliebend und kommt ausschließlich in wärmebegünstigten, offenen Lebensräumen wie zum Beispiel Trockenrasen vor, sie wurde sogar als eine der Charakterarten für diesen Lebensraumtyp vorgeschlagen. Wichtig ist, dass Bereiche mit offenem, unbewachsenem Boden vorhanden sind. Gegenüber menschlichen Beeinträchtigungen ist sie nicht sehr sensibel, sie kommt sogar oft in ruderal beeinflussten, teilweise degradierten Trockenrasen vor. Die Art kommt auch in städtischen (urbanen) Lebensräumen mit entsprechender Struktur vor, zum Beispiel in den Städten Berlin und Warschau.
D. europaea besitzt eine Generation im Jahr (univoltin) und überwintert im Eistadium. Die Eier werden vom Weibchen im Boden abgelegt und dabei durch besondere Strukturen des Ovipositors einzeln mit Erde umhüllt. Imagines werden in Mitteleuropa von Mitte Juli bis Mitte Oktober beobachtet.
Das Sprungvermögen ist bei dieser Art im Detail untersucht worden. Der Europäische Laternenträger vermag etwa einen Meter weit und einen Meter hoch zu springen, etwa das Hundertfache der Körperlänge. Dieses rekordverdächtige Sprungvermögen wird durch eine bogenförmige Skelettstruktur, den sogenannten Pleuralbogen, ermöglicht, in dem, ähnlich einem gespannten Pfeilbogen, Muskelenergie gespeichert wird, die dann explosionsartig freigesetzt werden kann; dabei werden die Hinterbeine synchron plötzlich (in nur zwei Millisekunden) ausgestreckt. Es werden Startgeschwindigkeiten von etwa 4 Meter pro Sekunde erreicht. Antriebsenergie liefern die mächtigen Trochantermuskeln. Ähnlich wie beim Sprungvermögen der Flöhe spielt bei der Speicherung das elastische Protein Resilin eine wichtige Rolle.
Dictyophara europaea kann mit Artgenossen durch Vibrationssignale kommunizieren. Der erzeugte, für Menschen nicht hörbare Ton wird als etwa drei Sekunden langer Triller aus gleichmäßigen Pulsen beschrieben.
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